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1. Die Provinz Hannover - S. 17

1882 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
17 und Hüttenmannes auf der einen Seite den Körper, so untergräbt sie auf der anderen nicht selten die Gesundheit. Die schädlichen Dünste der Gruben, besonders die tückischen Arsenikdämpfe haben hier eine eigentümliche Krankheit erzeugt, die sogenannte Hüttenkatze (Bleikolik), welche den Körper durch Abzehrung oder Lähmung zu Gruude richtet. Dieses und die fast täglichen Gefahren, welchen besonders der Bergmann des Harzes ausgesetzt ist, haben jene Fröh- lichkeit mit einem ernsten, religiösen, nach Innen gekehrten Sinne vermischt. Diese im Gemüte des Harzers fast unvermittelt neben einander liegenden Gegensätze offenbaren sich dem beobachtenden Auge schon in der Gesichtsbildung und äußeren Haltung desselben. Der kräftige, muskulöse Körper ist meistens mager und fleischlos, das ovale, regelmäßige Gesicht entbehrt der gesunden Farbe, die Wangen sind fahl und eingefallen, der ganze Ausdruck des Gesichtes ernst, ja schwermütig. Unter den Brauen aber blitzen ein Paar feurige, unruhige Augen hervor, welche mehr zum Lachen als zum Weiueu aufgelegt scheinen, und der Mund läßt fröhliche Liederweisen ertönen. Am reinsten und nnvermischtesten haben sich diese Eigentümlichkeiten auf dem Oberharze entwickelt: doch tritt auch hier da, wo die Berge sich in die Ebene herabsenken, schon eine Mischung ein, und bald befindet man sich, wenn man von dem Gebirge nach Norden oder Westen hinabsteigt, mitten unter der reinen niedersächsischen Bevölke- rnng des norddeutschen Flachlandes. Bei dieser finden sich innerhalb der Grenzen des oben ange- deuteten allgemeinen Volkscharakters mannigfache Abstufungen und Schattierungen. So ist der Bewohner des Kalenbergschen und Göttingscheu im allgemeinen regsamer, empfänglicher, weniger abge- schlössen und Neuerungen mehr zngethan als der Bewohner des Lünebnrgschen und Osnabrückschen, welcher starrer am Alten hängt und den gleichmütigen, phlegmatischen, zähen Charakter des Nieder- sachsen reiner bewahrt hat. Dort ist die Dichtigkeit der Bevölkerung, der stärkere Verkehr, die größere Menge von Städten, in Göttingen auch wohl die Zersplitterung des Grundbesitzes nicht ohne Einfluß aus den Charakter des Volkes gewesen; in der stillen Heide dagegen, wo Städte und Wirtshäuser fern liegen, wo der Unterhalt und das Wohlbefinden der Menschen nicht so wie dort einem gefährlichen Wechsel unterworfen sind, ist das Volk weniger von fremden Ein- flüffen berührt worden und seiner ursprünglichen Natur treuer geblieben. Ein dem niedersächsischen nahe verwandter Stamm sind die Friesen, welche von den Landesteilen Hannovers Ostfriesland nebst den Inseln bewohnen und somit den zweiten Hauptbestandteil der Bevölkerung in Hannover bilden. Gleich allen friesischen Stämmen neigen sich die Ostfriesen der Demokratie zu: lange haben sie im Mittelalter ihre alte Freiheit gegen Adel und Geistlichkeit sieg- reich behauptet. „Freier Stuhl (Gericht) und freie Sprache" galt Meyer, Die Provinz Hannover. 2
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