1882 -
Hannover
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Meyer, Johannes
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Hannover
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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und verbesserte „vor Ort" die Luft. Diese Maschinen werden auch im
Rammelsberge angewendet. Die Lnft wird durch ein Rohr uach
der Bohrmaschine gepumpt und setzt einen oder mehrere Bohrer in
Bewegung. Dieselben stoßen mit großer Geschwindigkeit gegen den
Felsen, und ein feiner Wasserstrahl spült das s. g. Bohrmehl sofort
weg. Nachdem die Bohrlöcher mit Sprengladung versehen sind,
werden dieselben durch die Zündschnur oder durch Glühen eines
Drahtes mittelst einer Elektrisiermaschine entzündet. Die losgesprengten
Stücke lverden ans kleinen Wagen hinausgeschafft und hier verlesen.
Auch wir wenden dem Reiche Plutos deu Rückeu, kletteru eilte Anzahl
Leitern hinauf, sind nach wenig Augenblicken oben und bewegen uns in
den bekannten eigenen Anzügen. Unter dem Schuppen vor dem Berg-
werke siud eine Anzahl Leute beschäftigt, die Erze vou dem schlechten
Gesteine zu befreien. Das so gewonnene Erz wird nach Ocker zu den
Hüttenwerken gefahren, wo dasselbe gereinigt wird.
Das Bergwerk ist 986 vom Kaiser Otto I. angelegt. Ein
Jäger desselben, Ramme, soll von Harzburg, wo der Kaiser residierte,
die Gegend von Goslar durchstreift haben. Weil er sein Pferd
nicht gebraucht, bindet er dasselbe an der Südseite des Berges sest
und fand bei feiner Rückkehr, daß das Tier Silbererze losgescharrt
hatte. Der Kaiser ließ durch Bergleute aus Franken die ersten
Versuche machen, und da diese besonders gut aussielen, wurde
weiter gebaut und immer mehr Bergleute kamen aus Franken herbei.
Die Franken siedelten sich an der Westseite Goslars ans dem jetzt
sogenannten Frankenberge an. Sie baneten eiue Kapelle, welche die
Grüfte des Ramme und seiner Frau Gese deckte. Das Bergwerk
war 36 Jahre betrieben, und der Gewinn wurde für die Kaiferbauteu
in Goslar — Kaiserhaus und Marktkirche — wie auch für das Kloster
Walkeuried verwendet.
Im Jahre 1004 brach in Deutschland eine furchtbare Teuerung
und Pest aus, welche bis 1008 dauerte. Die Bergleute des Rammels-
berges wurden furchtbar getroffeu, die Franken flüchteten größtenteils,
und das Bergwerk lag 10 Jahre still. Die Grubeu füllten sich mit
Wasser oder stürzten ein. Am Hofe Heinrichs Ii. lebte der fränkische
Ritter Karl Guudel; derselbe war im Bergbaue wohl erfahren und
brachte 1016 mit Hülfe fränkischer Bergleute das Werk wieder zu
reichen Erträgen. Gnndel starb aus Graut über den Tod seiner
Gattin Sophie, welche an der Südseite des Rammelsberges infolge
der Geburt eiues Zwillingspaares starb. Der Bergbau wurde bis
1080 uicht unterbrochen. Aber Heinrich Iv. schändete üc schöne
fromme Frau seines Berghauptmanns von Scharzsels, und da diesem
keine Geuugthuuug ward, zog er mit seinen Bergleuten davou, und
die Bergwerke blieben abermals liegen. Später kehrten einige zurück
und betrieben die Werke von neuem. Friedrich Ii. schenkte 1157 den
vierten Teil der Auskünfte dem Kloster Walkenried, und von dieser Zeit
an bieten die Brauuschweiger Fürsten alles ans, um Goslar und