1882 -
Hannover
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Meyer, Johannes
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Hannover
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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wollte er sich nicht ergeben, auf einen geldrischen Ritter an und reichte ihm
das Schwert, zum Zeichen, daß er sein Gefangener sein wolle.
Auch Wilhelm von Wolfenbüttel ergab sich erst, nachdem er bis zur
gänzlichen Ermattung gekämpft und einen Schlag mit dem schweren Streitkolben
durch Harnisch und Panzer erhalten hatte, dem Ritter Lubrecht von Wrisberg
auf einem Bauernhofe im Dorfe Wollensen, über dessen manneshohen Thorweg
sein edles Roß ihn in einem Sprunge getragen hatte.
Das war ein köstlicher Sieg für die Lüneburger! Zwei Fürsten, mehrere
Grafen, 136 Ritter, mit ihnen 400 reisige Pferde gefangen! Mehr als 3000
Tote bedeckten die Wahlstatt! Der Rest des Heeres war versprengt. Das
sämtliche Geschütz und eine ungeheure Beute siel in der Sieger Hände.
Von dem Schlachtfelde begaben sich die Sieger, nachdem sie Gott ihren
Dank dargebracht, nach Soltau und von da nach Celle, woselbst sie die beiden
hohen Gefangenen teilten, so, daß Herzog Wilhelm dem Bischof Johann, Erich
aber Heinrich dem Mittleren zuteil wurde. Von hier wünschte der Bischof
Johann sofort in das braunschweigsche Land einzufallen und die Flammen über
Braunschweig und Wolfenbüttel aufschlagen zu lassen. Aber Heinrich von Lüne?
bürg, der frühern Freundschaft mit dem Vetter gedenkend, wehrte ihm. Dennoch
würde der Bischof von seinem argen Vorhaben nicht abgelassen haben, wenn
nicht der edle Hans von Steinberg dagegen ernste Vorstellungen gemacht und
der Bürgermeister von Hildesheim, Heinrich Kettelrodt, gedroht hätte, für den
Fall eines Angriffs auf Braunschweig dem Herrn alle Zufuhr zu versagen.
Sonach mußte Bischof Johann nachgeben und sich mit einem prunkenden Einzüge
in Hildesheim begnügen, welcher 14 Tage nach der Schlacht stattfand.
[2] Lentz.
57. Die Umgegend von Weshelm.
Die Wälle sind es vorzüglich, auf die der Hildesheimer stolz
ist. Und mit Recht erfreuet er sich dieser mit Linden bepslauzteu
und zu schönen Anlagen geordneten Überreste seiner ehemaligen finstren
Festungswerke. Sie rücken ihm Laudschastsbilder nahe, deren Reiz
ermüdende Märsche hinreichend lohnen loürde. Aber mau begnügt
sich nicht mit dem Anschauen aus der Ferne, sondern überall trifft
mau die wauderlustigeu Bewohuer iu der Umgebung der Stadt.
Das Berghölzchen, eiue freundliche Höhe neben der Vorstadt Moritz-
berg, ist ein beliebter Erholungsort mit reizender Aussicht, und die
Bergpartieen uach Beaulieus Höhe, uach dem Kliugeuberge und dem
Klosterholze der alten Abtei Marienrode sind uahe, lohueude Aus-
flüge. Etwas entfernter und deshalb seltener besucht siud der Söder
und der Wohldeuberg. Der Weg dahin ist anmutig; wie der Boden
überall, wo er dem Fürstentums angehört, reizend und fruchtbar
erscheint. Bewaldete Hügel wechseln mit kornreichen Thälern in
^unterbrochener Folge. Da und dort lehnt sich ein Dorf an die
Böschuug, und eiu Gutshaus oder eine Försterwohnung blickt lachend
aus dem Grün. Einen besonders wohlthueudeu Eindruck machen die