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1. Die Provinz Hannover - S. 223

1882 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
223 Sachsen zu der Verehrung seiner Gottheit mit einander verband. Wir finden es dann wahrscheinlich, daß die gewaltigen Steindenk- metler des heiligen Bezirkes die letzteu Reste der alteu Heldeu und Häupter iu sich aufgenommen haben, deren Thaten und Verdienste, jetzt aller Kunde entschwunden, damals gewiß im treuen Gedächtnis des Volkes lebten und vielleicht auch im Munde der Barden ihre dichterische Verherrlichung fanden. Auch die andern Ortschaften, die wir oben genauut haben, tragen nicht wenig dazu bei, die von uns bereits gefundenen Bezüge auf die alte Zeit noch mehr anßer Zweifel zu stellen. Noch hentzn- tage veranstaltet! die frommen Bauern des Dorfes Alfhausen, deren Kirche Johannes dem Täufer geweiht ist, am dritten Pfingsttage eine große Prozession, welche noch vor kurzem um das ganze Kirchspiel herum und dann zum „Heiligenberge" auf dem G i e r s f e l d e giug. Hier traf sie mit den Prozessionen der südlich vom Giersfelde gelegenen Kirchspiele Merzen und Uffeln zusammen. Im 16. Jahr- hundert wurden die Einwohner von Uffeln aber protestantisch und unterließen daher seitdem die Prozession, weshalb denn das Sprich- wort aufkam: „He blift ut as Uffeln." Die vormalige Conunende Lage hat eine gleichfalls dem heil. Johannes geweihete Kirche. Am Tage des Heiligen, den 24. Juni (Snnnwendstag), wird auch hier eine Hauptprozession abgehalten, und an diesem Tage wallfahrten die Gläubigen zu dem wnnderthätigen Christusbilde daselbst. Iu Nulle findet die Prozession am 1. Mai statt, das hier verehrte „heilige Blnt Christi hat Hülfe gewährt in Kindesnöten, bei Blntnngen, bei Augenkrankheit und Blindheit, bei Lähmungen, bei Sprachlosigkeit und Stummheit, Wider böse Geister, wider die fallende Krankheit, wider Auszehrung, und denen die der Sinne beraubt waren. Sodann hat es denen geholfen, die großes Unglück an ihrem Viehe hatten und bereu Vieh keine Milch gab. Es bewirkte, daß eine Mutter, die ihre Kiuder verloren hatte, dieselben wiederfand. Endlich wurden Menschen, die schon wie tot dalagen, mehrfach dadurch ius Leben gerufen." In Bezug auf eben diese christlichen Feste erinnern wir an die Erklärung Grimms in seiner Mythologie (Vorrede S. Xxxi): die Kirche war oft gleich anfangs oder allmählig schonend und dnldsam; klug ließ sie zu oder konnte nicht hindern, daß hin und wieder Heidnisches und Christliches in einander floffen. Nene christliche Feste, zumal der Heiligen, scheinen mit Bedacht und ungefähr anf heidnische Feiertage gelegt; Kirchen pflegten gerade da aufzusteigen, wo der heidnische Gott oder sein heiliger Baum gestürzt worden war, das Volk trat seine alte Wege nach der gewohnten Stätte: nicht selten wurden die Mauern des heidnischen Tempels zur Kirche um- gewandelt, es konunt vor, daß Götzenbilder noch in einer Wand der Vorhalle Platz fanden oder außen vor die Thür gestellt wurden."
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