1882 -
Hannover
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Meyer, Johannes
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Hannover
- Geschlecht (WdK): koedukativ
252
Deutsche fortan nur Glieder eines Leibes würden. Aber das edle Volk der
Sachsen verteidigte seinen alten Glauben immerfort um der heiligen, alten Frei-
heit willen, und hat für alle Zeiten ein Beispiel gegeben, was ein Volk kann,
wenn es nur will.
Die Sachsen lebten noch nach der uralten deutschen Verfassung, und die
Tapfersten unter ihnen sammelten große Gefolgschaften um sich und brachen
oft auf Abenteuer ausziehend ins Land der verhaßten Franken ein. Dafür
mußte das ganze Volk mitbüßen, Schon ein Jahr vor dem Kriege gegen die
Longobarden war Karl gegen die Sachsen ins Feld gezogen, und zwar so uu-
vermutet, daß sie dem Überfall nicht widerstehen konnten. Da mußte ihre starke
Beste Eresburg an der Diemel (in der Gegend, wo heutzutage Stadtberg liegt)
das Thor öffnen, und Karl legte zum Trutz wider sie fränkisches Volk hinein;
ihr Heiligtum, die Jrmensäule, wurde zerstört. Bis an die Weser kam der sieg-
reiche Karl, dort friedete er mit ihnen, daß sie ihm Geiseln gaben. Aber als
er aus ihrem Lande wieder fortgezogen war, ergrimmten sie vor Scham, daß
er so leichten Kaufs sollte gewonnenhaben, und wählten sich tapfere Heerfüh-
rer zum Kampfe um die Freiheit. Die Edelsten von diesen waren Alboin
bei den Ostsalen und Wittekind bei den Westfalen. Dann brachen sie ins
Land der Hessen ein. Als aber Karl aus Italien wiederkehrte, sandte er vier
Heerhaufen aus, welche die Sachsen zurückdrängten; dann zog er selber gegen
sie ins Feld und besiegte die Ostsalen, Engern und Westfalen. Aber schon iin
nächsten Jahre rief Wittekind das Volk wieder aus, die teure Freiheit zu rächen.
Und nach jeder neuen Niederlage erhob es sich wieder und immer wieder zu
neuem Kampfe, zertrümmerte Karls Burgen und zerschmetterte seine Heere.
Als die Sachsen einst (782) auf Karls Gebot, den Franken beizustehen im
Kriege wider die Slaven, herbeigezogen kamen, dann aber sich wider die Fran-
ken kehrten.und diese bei Minden ain Süntel schlugen: da schwur der König,
es ihnen zu gedenken, und kam mit ungeheurer Heeresmacht. Er legte ihr
Land wüst und ließ an ein ein Tage 4500 gefangene Sachsen zu Verden ent-
haupten. Das ist ein ewiger Fleck in seinem Andenken! Aber die Seele des
Sachsenvolkes hatte er njcht töten können — und auch der Wittekind lebte
noch. Ehe ein Jahr vergangen war, stand ganz Sachsenland in lichterlohcm
Kampfe, wie nie zuvor, und der Wittekind, wie der Geist der Rache, an der
Spitze des Landsturmes. Auch die Friesen erhoben sich wieder mit den Sach-
sen. Bei Detmold kam es nun im Jahre 783 zu einer furchtbaren Schlacht
zwischen Karl und den Sachsen, doch ohne anderen Ersolg, als daß Karl nach
Paderborn zurückwich, um neue Scharen aus Frankenland herbeizuziehen. End-
lich erkannte er, daß er mit seiner ganzen Königsmacht gegen solch ein Volk
nichts Besseres vermöge als wie ein Henker zu würgen, und nun stand er von
dem Vorsatz ab, die milde Lehre Jesu Christi durch Menschenopfer einzuführen.
Darum behandelte er jetzt die, so sich ihm unterworfen hatten, sanfter und
gnädiger, schrieb einen Tag nach Paderborn aus und gab den Sachsen ein Ge-
setz, das in vielen Stücken klug erdacht und heilsam war. Von hier aus schickte
er auch zu dem Wittekind und lud ihn zu einem Friedensgespräche zu sich.
Und es kam der edle Held (im Jahre 785) zu Karl und freute sich, den Mann
von .Angesicht zu sehen, gegen welchen er so lange gekämpft hatte; Karl aber