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1. Die Provinz Hannover - S. 257

1882 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
257 Gestalt und dem gewaltigen Gliederbau Wittekinds. Wohl ahnend, wer es sei, ging er doch schweigend vorüber, und jeder empfing sein Almosen. Witte- kiud aber kehrte in tiefen Gedanken heim zu den Seinen; vor seiner Seele stand fortan bei Tag und bei Nacht das lächelnd winkende Jesuskind. Nicht lange nach dieser Zeit ritt Wittekind hin über die Berghöhe, auf welcher jetzt das Dorf Bergkirchen liegt, und erwog in sich, welcher Glaube der beste sei, der Gottesdienst seiner Väter oder die neue, siegreiche Lehre der Frau- ken. Und er sprach bei sich selbst: „Ist diese die rechte, möchte ich dann doch ein Zeichen haben, durch welches ich gewiß würde!" Da trat ein christlicher Prie- ster aus dem Gebüsch und sprach: „Was sinnst du, tapferer Herzog, welcher Weg des Heils der rechte sei?" — „Ich wünsche ein Zeichen, daß meine Seele zur Ruhe komme", antwortete Wittekind. „Schaff' mir Waffer aus diesem Fel- sen, und ich will mich taufen lassen." Da betete der Priester, und in demfel- den Augenblicke stampft wiehernd das Roß, und unter seinem Huse springt aus dem felsigen Boden ein mächtiger Quell hervor. Und Wittekind steigt ab und trinkt von dem Waffer und gelobt, ein Christ zu werden. Bald hernach sandte er ins Frankenlager, dem König Karl seinen Ent- schluß anzuzeigeu. Der ließ ihu voll Freuden mit seinen Sachsen herkommen, ward selbst sein Pate, als die Taufe in großer Pracht gefeiert wurde, und um- armte ihn als seinen Bruder. Lauter Jubel aber erscholl durch das Franken- Heer, denn dieser eine war ihnen mehr wert als zehn gewonnene Schlachten. König Karl hielt ihn, so lange er lebte, hoch in Ehren und gab ihm ein neues Wappenschild, indem er das schwarze Roß ohne Zügel und Gebiß, welches Witte- kind bis dahin in feinem Schilde geführt hatte, in ein weißes verwandelte, damit die weiße Farbe ein Zeichen seines aufrichtigen Glaubens an Jefum Christum sei. Über dem Quellborn zu Bergkirchen aber baute Wittekind eine Kirche, welche noch heutigen Tages steht. [21] O. Klopp und W. Nedecker. 96. Milte«« Eide. Eine Sage. Nordwestlich von Herford liegt ein unscheinbares kleines Dorf, welches gewiß das merkwürdigste Westfalens ist; es heißt Enger und war einst eine stolze Stadt, die den ganzen Gau der Angrivarier beherrschte, und in ihr stand auch die Königsburg Wittekinds. (König nennt ihn allgemein die Volkssage, obwohl Karl der Große ihm nach seiner Bekehrung nur ein erbliches Herzog- tum über Westfalen und Engern übertrug.) Die Stadt Enger hatte sieben Thore, sie dehnte sich gen Süden bis an den Elsterbusch aus; Wester-Enger aber war die Vorstadt, und hier hatte der König ein Vorwerk, dem auch noch der Name geblieben ist. Von dieser alten Stadt entdeckt man jetzt fast keine Spur mehr. Die Kirche und an ihrer Südseite, am Raine des etwas erhöht liegenden Fried- Hofs, der die Kirche umgiebt, ein kleines Mauerstück von Wittekinds Burg, sind alles, was aus des Herzogs Tagen übrig geblieben ist. Die Entstehung der Kirche und der Burg wird nach der mündlichen Überlieferung des Volkes so erzählt. 'Als Wittekind ein Christ geworden war und Frieden im Lande hatte, Meyer, Die Provinz Hannover. 17
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