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1. Die Provinz Hannover - S. 258

1882 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
258 da beschloß er |fid) einen Königssitz zu bauen, wo er in Ruhe, seine treuesten Genossen um sich, den Rest seiner Tage verleben könnte. Drei Orte aber waren ihm vor allem lieb: die Höhe von Bünde, der Werder von Rehme und das fruchtbare, weidenreiche, rings von Hügeln umschlossene Angerthal; unschlüssig über die Wahl, erklärte er, er würde den Ort wählen, wo zuerst eine Kirche erbaut sein würde. Nun begann man an allen drei Orten eifrig zu arbeiten; aber der Baumeister im Angerthale war der listigste. Er baute, sich buchstäb- lich an des Königs Wort haltend, eine Kirche ohne Turm, und sie staud bald fertig da. Dieser Baumeister ist ein Mohr gewesen und hat seinen Kops, in Stein ausgehauen, zu einem Wahrzeichen an die Kirche gesetzt, wo er noch Heu- tigen Tages an der Ostseite zu sehen ist. So errichtete Wittekind an dieser Stelle seine Burg und ließ zugleich der Kirche den noch fehlenden Turm mit gehöriger Muße ansetzen. Die Stadt entstand umher und umschloß mit ihren Mauern das jetzige Marktfeld, wo sich der Hauptplatz befand, und das Opfer- feld, wo man zuvor den heidnischen Göttern Menschenopfer gebracht hatte, nebst mehreren anderen Feldstücken, über welche jetzt Pflug und Egge fahren. In der Nähe aber fiedelten sich die Sattelmeier an, welche noch heute die Um- gegend von Enger auszeichnen. Das waren Wittekinds Saalgenoffen oder sein nächstes Gefolge; sie mußten ihn zu Pferde begleiten, und noch lange nach- her hatten ihre Höfe die Verpflichtuug, einen berittenen Mann in den Heerbaun zu stellen. Es sind ihrer jetzt noch vierzehn vorhanden, sieben in der Nähe von Enger, die anderen weiterhin nach Werther, Dornberg, Schildesche und Heepen zu. Wenn sie mit dem König ritten, so begann der zu Hiddenhausen den Zug und der Meier zu Hücker schloß ihn; Ringsmeier war Aufseher des Marstalls, Ebmeier Wildmeister und ordnete die Jagden. Barmeier war das Haupt der Hirten, welche die zahlreichen Sauherden des Königs weideten; Windmeier war Wittekinds Jäger und nährte feine Hunde. Die Sattelmeier hatten noch bis auf unsere Zeit den Genuß manches Vorrechts, das aus alter Zeit ihnen an- gestammt war: sie waren zehntfrei und wurden besonders feierlich bestattet; es wurde ein gesatteltes Pferd hinter ihrem Sarge hergeführt; dieser aber vor der Einsenkung auf dem Kirchhofe in die Kirche getragen und auf den Chor nieder- gesetzt, als wollte der Tote hier noch zuletzt von der Grabstätte seines Königs Abschied nehmen. Viele andere Erinnerungen an den großen Heerführer bewahrt in Namen und Anklängen die Gegend. Man zeigt im Dorfe Enger die Stellen, wo seine Küche und der Küchengarten, wo das Backhaus und der Hühnerhof lagen; Pferdeschwemme und der Burggraben werden gewiesen, ja der achteckige ansge- kehlte Stein, welcher einst über der Schloßpforte lag und die Krone trug. Un- fern des Ortes bei einem dornbewachsenen Hügel sieht man den Platz von Wittekinds Vogelherd und Vogelhaus, bei dem er oft und gern verweilte und zwei Bur- scheu zu Fang und Pflege der Tiere angestellt hatte. An der Stelle der Um- gegend, wo gegenwärtig die heiligen sieben Buchen, das Wahrzeichen des Gaues, stehen, hatte er eine Warte zur Rundschau erbauen lassen neben einer Eiche, die ein Heiligtum aus alter Zeit war. An der Stelle des uralten heiligen Bau- mes wuchs später die wunderbare Buche auf, deren Überreste noch zu schauen sind; es war eiu Stamm, der nahe an der Erde in sieben mächtige Äste sich
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