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1. Die Provinz Hannover - S. 273

1882 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
273 Setzen wir dann unfern Marsch fort, fo kommen wir bald an den durch seinen bedeutenden Kohlenreichtum bekannten Presberg, und zwar an den sogen. „Lechtiuger Stollen". An dieser Stelle ist die Ausbeute an Kohlen nicht mehr so reich, wie sie in früheren Jahren war; die Hauptausbeute befindet sich jetzt an der anderen Seite des Berges, am „Hasestollen". Hier am Piesberge verlassen wir die Landstraße und wenden uns uach rechts, um dem etwa eine Stunde entfernten Rulle und der Wittekindsburg eiueu Befuch abzustatten. Rulle ist ein altes Kloster, von dem noch der Hauptflügel steht, der jetzt Zur Wohnung für die beiden katholischen Geistlichen und den Förster eingerichtet ist; der Seitenflügel, welcher mit der altertümlichen Klosterkirche in Verbindung stand, ist abgebrochen. Das Dorf Rulle besteht uur aus wenigen Häusern und ist ganz von einem herrlichen Buchenwalde umgeben; es ist jedenfalls einer der schönsten Punkte des Osuabrückscheu. Vor der Kirche befindet sich der sogen. Marien- bruuueu, dessen Wasser in früheren Jahren, als Wunder noch nicht zu den Seltenheiten gehörten, Wunder verrichtet haben soll. Ver- mittelst einer steinernen Treppe steigt man in den Brunnen hinab; an der Seite befindet sich in dem alten Gemäuer ein verwittertes Marienbild. — Gehen wir nnn in die Kirche. Zuerst treten wir in eine Vorhalle, in welcher wir uns ein wenig umsehen müssen. An der östlichen Wand hangen über einem kleinen Altar ein Paar Krücken, welche mit dem vorhin genannten Marienbrunnen in einer Beziehung stehen. Ein Krüppel, welcher sich in dem Ruller „Bethesda" badete, wurde gesund, und zum ewigeu Andenken an dieses Wunder wurden die Krücken in der Kirche aufgehängt. Außerdem befinden sich in dieser Vorhalle mehrere recht gute Ölbilder neuereu Datums, welche, wie die Inschrift zeigt, von wohlhabenden Bauern der Ge- meinde geschenkt sind, und welche das Leiden des Heilandes in fort- laufender Eutwickelung darstellen. Die Kirche selbst bietet wenig Merkwürdiges; doch lohnt es sich wohl der Mühe, in die Krypta unter der Kirche hinabzusteigen, um dort einige aufbewahrte Alter- tümer anzusehen. Rulle ist auch ein Wallfahrtsort; jährlich am 1. Mai strömen die Gläubigen von Nah und Fern herbei, und eine lange, lange Prozession zieht alsdann durch die Felder, betend und singend. Diese Prozession wird zu Ehren der heiligen Jungfrau unternommen, welche, wie schon bemerkt, mehrere Wunder verrichtet habeu soll. Von Rulle aus wenden wir uns westwärts und sind nach einem kleinen Marsche durch Wald und Feld bei den Ruinen der Witte- kindsbnrg. Dieselbe liegt oben aus einem mittelmäßig hohen Hügel; von den Gruudmauern derselben sind noch einige Reste vorhanden; außer diesen und einigen Erderhöhungen, die luau für Wälle halten könnte, findet sich keine Spur mehr von einer Bnrg. Jedes Bauern- kiud dieser Gegend kann dir aber erzählen, wie hier Wittekind, um seinen Feind Karl zu täuschen, seinen Pferde» die Hufeifen verkehrt Meyer, Die Provinz Hannover. 18
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