Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die Provinz Hannover - S. 328

1882 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
328 das that er jetzt; er gründete neue Bistümer (jenseit der Elbe), er setzte Bischöfe ein nach eigenem Ermessen. Da wurden die mächtigen geistlichen Herren rings- umher ihm gar feind; in den Herzen der weltlichen Nachbarherrscher aber lag der Neid auf der Lauer. Damit sie eingedenk wären des Welfenmutes, ließ Heinrich, der in seinem Welfenwappen einen springenden Löwen führte, jetzt anch einen großen Löwen, aus Erz gegossen, vor seiner Burg zu Braunschweig ausstellen, und als sie das nicht verstanden, als sie — der Bär und viele andere — in mächtigem Bündnis heranzogen, da schlug er seine Tatzen ein, daß sie auseinander stoben wie eine verschüchterte Herde.j — Ruhig, als ob sein Land keinen Feind zu fürchten habe, machte er int Jahre 1172 eine Betfahrt nach Jerusalem. An den Grenzen der Länder, die er zu durchziehen hatte, empfingen fürstliche Gesandte den Weitgepriesenen und ebrten ihn mit reichen Geschenken. Auch der türkische Sultan feierte ihn hoch. Sein Ruhm leuchtete durch alle Lande. Selbst Kaiser Friedrich schien den mächtigen Leuen mit besorgtem Blick zu betrachten, und als er Heinrichs schwelgerischem Oheim, Welf Vi., die Be- sitzungen abkaufte, die nach dessen Tode von rechtswegen als Erbe dem Heinrich hätten zufallen müssen, da wandte dieser sich kalt von seinem Waffenbruder ab. Italien hatte die Bande der Freundschaft geschlungen, Italien zerriß sie wieder- Der Kaiser wollte die aufrührerischen Städte der Lombardei züchtigen. Sie standen wider ihn mit großer Macht. Er konnte Heinrich nicht entbehren. Hein- rich wollte wohl Unterstützung an Geld und Volk gewähren, aber selber mit- ziehen, das wollte er nicht. „Es hat Dich Gott im Himmel," so redete der Kaiser, „über andere Fürsten erhoben, daß alle Macht des Reiches aus Dir allein beruht; so ist es billig, daß Du jetzt des Reiches Ehre rettest." Heinrich forderte die kaiserliche Reichsstadt Goslar mit ihren Bergwerken zum Lohn. Die konnte der Kaiser nicht geben. Aber er sah im Geiste sein kleines Heer von den Lombarden vernichtet, sah Deutschland mit Schmach beladen; er bat, er slehete, er — warf sich seinem Vasallen zu Füßen. Die Umstehenden erblaßten; der tief erschütterte Heinrich beugte sich zum knieenden Kaiser hinab. „Laß immer- hin die Krone da liegen," sprach seiner Begleiter einer, „einst wird sie Dein Haupt schmücken." Die Kaiserin Beatrix erhob sich mit Würde, richtete den Gemahl auf und sprach: „Stehe auf, Herr, und gedenke dieser Stunde, wie Gott ihrer gedenken wird." — Heinrich zog trotzig von dannen. Als Friedrich nun die Schlacht verloren hatte, da ersahen's Heinrichs Feinde als ihre rechte Zeit. Sie bestürmten den Kaiser mit vielsältigenklagen, und der lud Heinrich vor seinen Richt- stuhl auf mehrere Reichstage. Heinrich erschien nicht; da wurde er zur Strafe seiner Herzogtümer und anderer Lehen verlustig erklärt. Sachsen erhielt Graf Bernhard von Anhalt, Albrechts des Bären Sohn; Baiern bekam Pfalzgraf Otto von Wittelsbach, Stammvater des jetzt noch regierenden baierischen Hauses. Aber der alte Löwe sah nicht so ruhig der Teilung seiner Länder zu. Er griff zu den Waffen; doch er war der vereinigten Macht des Kaisers und der Für- sten nicht gewachsen. Geschlagen eilte er nach Erfurt, warf sich dort seinem Kaiser zu Füßen und slehete um Gnade. Da gedachte Friedrich des Tages, als er zu Heinrichs Füßen lag, und des Wechsels der menschlichen Schicksale; er sah die Narbe auf Heinrichs Stirn und gedachte der Tiberbrücke. Gerührt und
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer