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1. Das Deutsche Reich - S. 35

1890 - Leipzig : Abel & Müller
— 35 — schwäbischen Hügellandschaft waren also die ersten Bilder, die vor die Seele des Kindes traten, und so lebendig prägten sich diese Heimat- lichen Bilder seiner Vorstellung ein, daß er, wie der Vater später schrieb „jedes kleine Bächgen ein »Neckarle« nannte." Tübingen, der Sitz der württembergischen Hochschule, ist die Geburtsstadt des größten neueren Dichters der Schwaben, Ludwig Uhlaud (geb.: 26. April 1787, gest.: 13. Nov. 1862), welcher seinen Landsleuten durch seine Balladen selbst die Geschichte ihres Heimatlandes zur Poesie erhob und dessen Lieder recht aus dem Herzen seines Volkes heraus gedichtet waren. Ein Beweis für die Volkstümlichkeit des Dichters: Als Uhland einst, in seinen späteren Jahren, auf der jetzt nach ihm benannten „Uhlandshöhe" bei Stuttgart wandelte, hörte er von einer Seite her, von drei Landmädchen angestimmt, das Lied: „Es zogen drei Bursche wohl über den Rhein", von der anderen, von Burschen angestimmt, das Lied: „Ich hatt' einen Kameraden". Was mochte der Dichter wohl empfinden, als er diesen Doppelgesang seiner Lieder zu sich heraufschallen hörte! Uhlands Dichtung übte einen nachhaltigen Einfluß auf die Poesie Schwabens und auf eine Anzahl neuerer Dichter, welche die sogenannte „schwäbische Dichterschule" bildeten. Die Vor- liebe zu der Naturpoesie, in engem Zusammenhange mit der Heimat- liebe, ist ihnen allen eigen. Als bedeutendste Vertreter dieser schwä- bischen Dichterschule gelten Gustav Schwab (geb.: 19. Juni 1792 zu Stuttgart, gest.: 4. Nov. 1850 ebendaselbst) und Justinns Kerner (geb.: 18. Sept. 1786 zu Ludwigsburg, gest.: 22. Febr. 1862 zu Würzburg). Von dem letzteren ist das schöne Lied, welches Du, lieber Leser, auf gemeinschaftlichen Spaziergängen mit Deinen Schnlgenoffen wohl schon öfters angestimmt oder mitgesungen hast: „Preisend mit viel schönen Reden Ihrer Länder Wert und Zahl, Saßen viele deutsche Fürsten, Einst zu Worms im Kaisersaal."-- Das Lied preist insbesondere die Treue der Württemberger und wir wollen ihnen diesen Ruhm der Treue ungeschmälert lassen, möchten jedoch bemerken, daß die Treue nicht nur eine Eigenschaft des schwä- bischen Volksstammes ist, sondern daß sie überhaupt allen Deutschen eignet und daß die schlichte deutsche Treue von alters her sprichwörtlich ist. Daran wird nichts geändert, wieviel auch in neuerer Zeit an der Treue gefehlt worden, und wir, mein junger Leser, wollen die Treue 3*
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