1914 -
Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Ambrosius, Ernst, Hinkel, Philipp
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
101. Die Einführung des zahmen Renntieres in Alaska.
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Doch bei der lobenswerten Politik, welche die dänische Regierung diesen
ihren am entferntesten wohnenden Untertanen gegenüber beobachtet, kann
man wohl hoffen, daß jener Tag sobald noch nicht kommen werde.
^01(. Die Einführung des zahmen Nenntieres in Alaska.
A. Jakobi.
Aus „Globus". Xxc. Ii Band. S. 2 18ff. Verlag von Fr. Vieweg & Sohn, Braunschweig. 1907.
Eine bemerkenswerte Eigentümlichkeit in der Wirtschaftsgeographie des
amerikanischen Doppelkontinents bildet die ursprüngliche Armut au Trans-
porttieren. Seit fast 400 Jahren zwar beleben Hausrinder und Pferde die
weiten Prärien und Savanueu der Nord-, wie der Südhälfte, aber im vor-
kolnmbischen Zeitalter wareu es nur der höchste Norden und ein beschränktes
Gebiet der südamerikanischen Hochlande, wo sich der Mensch eine wilde Tier-
art zu seinem Nntzen gezähmt hatte. Während aber die Bewohner des pern-
anischen Jukareiches das Lama und Alpaka außer zum Lasttragen auch zur
Gewiuuung von Fleisch und Wolle verwendeten, konnte der arktische Mensch,
der Eskimo, au seiuem Hunde nur eiu Zugtier für einen leichten Schlitteu
habeu. Merkwürdigerweise hat es der Eskimo nicht verstauden, das so viel-
seitig nutzbare Remitier, den nordischen Herdenhirsch, zu zähmen oder sich
dienstbar zu machen, wie es die Polarvölker der Alten Welt in ausgedehu-
teilt Maße getau haben. Bei unseren europäischen Nordländern, den Lappen,
ist das Renntier im Sommer Melk- und Tragtier, während es im Winter
den Schlitten zieht. Bei allen weiter östlich wohnenden Renntierzüchtern
wird das Renntier mit vereinzelten Ausnahmen nicht gemolken, sondern
nur zum Trausporte verwendet. Bei den Samojeden zieht es das ganze
Jahr hindurch den mehrspänmgen, hochsitzigen Kufenschlitten, der im Som-
mer über die schwammige Moosdecke der nordischen Tundra, int Winter
über die gleichmäßige Schueelaudschast und die zahllosen gefrorenen Seen
dahingleitet. Somit haben die Bewohner des unwirtlichen Nordens der
Alten Welt vor den Eskimos und den in gleicher Lage befindlichen nörd-
lichsteu Indianern den großen Vorteil voraus, in ihren Renntierherden eine
ständige, selten versiegende Quelle für Nahruug und schnellen Ortswechsel
auch während des langen Winters zu besitzen, während jene das Nenntier
nur durch unsichere Jagd zu benutzen wissen.
Wenn auch die Renntierjagd für die weltentrückten Eskimos an der
nordamerikanischen Eismeerküste noch auf unabsehbare Zeit ein ergebnis-
reicher Bestandteil ihres Nahrungserwerbes bleiben wird, so hat sich doch
während der letzten dreißig Jahre in Alaska eine einschneidende Wendung
zum schlechteren vollzogen. In den dichter bewohnten, leichter zugänglichen
Küstengebieten ist das Reuuwild mit reißender Schnelligkeit vermindert
worden, so daß es dort aus der Liste der natürlichen Hilfsmittel praktisch
zu streichen ist. Die Wilden wegen dieser Knrzsichtigkeit zu tadeln, wäre
ungerecht. Haben es doch ihre weißen Herrn mit dem Bison, dem Seeotter,
Ambrosius u. Hinkel, Aus allen Zonen. 23