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1. Aus allen Zonen - S. 450

1914 - Leipzig : List & von Bressensdorf
450 Südamerika. Ii. Südliches (außertropisches) Südamerika. Sie hat sich zu dem mächtigsten Handelsplatze längs der ganzen Westküste (Südamerikas entwickelt, obwohl der Hafen bei nördlichen Winden den Schiffen keinen genügenden Schutz gewährt. Aber die Lücke, die durch die Ungunst der Natur geschaffen wurde, wird durch die betriebsame Emsigkeit der au- sässigen europäischen Kaufleute und durch die geordneten politischen Zustände wieder ausgeglichen. Das Gehänge des Talkessels ist fingerartig gegliedert, so daß kleiue Bergrückeu mit Schluchten und Seitentälern abwechseln. Die Wohnstätten, welche in der Tiefe am gedrängtesten stehen, breiten sich allmählich aus und verlieren sich in der Höhe. Auf einem der Rückeu, dem Cerro Allegre, haben sich viele wohlhabende deutsche Familien niedergelassen, während andere Rücken und Schluchteu dem Proletariat zur Ansiedelung dienen. Hat man die Stadt hinter sich, so wandert man, laugsam austeigeud, über harten Tou-- bodeu, das Verwitteruugsprodukt alter kristallinischer Schiefer. Das Gefühl, in einem fremden Lande zu sein, wurde vornehmlich durch die Vegetation lebendig bei mir erhalten. Die fremden Pflanzen, welche ein trockenes Klima verraten, treten dem Auge überall eutgegeu. In den Schluch- teu, von denen das Gehänge vielfach durchsetzt wird, und wo sich die Vege- tatiou dichter zusammendrängt, hat der Sammler während der Frühlings- monate Oktober und November reiche Ausbeute zu erwarten. In der Stadt hat man weniger als beispielsweise in irgendeiner italie- nischen Stadt, das Bewußtsein, iu einem fremden Lande zu feiu. Wüßte der Reisende nicht, wo er wäre, so bliebe er nach Beendigung eines Spazier- ganges durch den Geschäftsteil der Stadt ganz ratlos über die Nationalität der Bewohner. Auf den blankgeputzten Messingschildern der großen Ge- schäftshänfer sieht man meist deutsche und englische Namen; auch hört man mehr Englisch und Deutsch sprechen als Spanisch, die Sprache des Landes. Ich entsinne mich keiner außereuropäischen Stadt, die soviel europäisches Gepräge besäße, wie Valparaiso. Nach neuntägigem Aufenthalte verließ ich Valparaiso, um nach San- tiago, der Hauptstadt Chiles, zu fahren. Zwischen beiden Städten schiebt sich die schöue Cordillera de la Costa, die Küsteukordillere, eiu. Sie erstreckt sich so weit wie Chile selbst, läuft der hohen Andeskette parallel und erhebt sich auf dem verhältnismäßig schmalen, pazifischen Küstenland. Vermöge dieser Lage zwischen Südsee und Andes, sowie wegen ihrer Erhebung — 2000 m. im zentralen Chile — ist sie reich an herrlichen Aussichtspunkten, von denen die Campana de Quillota besonders berühmt ist. Die. Einsenkung zwischen der Cordillera de la Costa und der Cordillera de los Andes bildet die Hauptfläche für deu bewohuteu und angebauten Teil Chiles: das söge- nannte Längstal. Die Eisenbahn, durch welche Valparaiso und Santiago miteinander ver- bunden werden, hat eine Länge von 184 Kilometern und führt in fünf- stündiger Fahrt von dem einen Ort znm andern. Die Bahn gestattet beim Beginn der Fahrt den Blick anf die Südsee. Wenn diese dem Ange entschwindet, so verschwinden anch die Palmen, die
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