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1. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 4

1895 - Leipzig : Hinrichs
4 Neger. gebrauche. £), sagte der Neger, der Baum selbst ist nicht Fetisch. Der- Fetisch ist ein Geist und unsichtbar, aber er hat sich in diesem Baume niedergelassen. Freilich kann er unsere körperlichen Speisen nicht ver- zehren, aber er genießt das Geistige davon und läßt das Körperliche, welches wir sehen, zurück. Auch ihre Fabeln, mit der sie gleich bei der Hand sind, wenn ihnen eine auffällige Erscheinung vorkommt, beweisen ihre geistige Begabung. So z. B. bemerken sie leicht den uugeheuern Abstand zwischen sich und den Weißen. Schnell entsteht darüber eine Sage: „Jankupong hatte zwei Männer geschaffen. Damit sie Freude aus Erden erleben sollten, gab er ihnen alles, was sie bedurften. Zuerst erschuf er jedem von ihnen ein Weib. Da Jankupong den einen be- sonders lieb hatte, färbte er ihn schwarz, den andern aber ließ er, wie er gerade geschaffen worden war. Den Menschen wollte Jangkupong noch mehr Gutes thun, deshalb rief er sie und zeigte ihnen ein Buch und einen Kasten, Den Schwarzen, als seinen Liebling, ließ er wählen. Dieser wählte den Kasten, worin er Fetische, ein wenig Goldstaub, Kauris u. dergl. fand. Im Buche aber fand der Weiße die Lehre von allen den Künsten, die er noch heute treibt, und durch die er den armen Neger betrügt und beraubt." Als ich einem Neger einmal Vorwürfe machte, daß sie alle Ele- fanten des Elfenbeins wegen getötet hätten, entgegnete er: „Nein, be- wahre, das haben wir nicht gethan. Die Elefanten sahen, daß die weißen Männer nach ihren Zähnen trachteten; nun wollten sie aber ihre Zähne nicht weggeben, ohne einen Genuß davon zu haben; des- halb gingen sie an die Küste und verkauften ihre Zähne gegen Brannt- wein. Als sie nun den Branntwein getrunken hatten, so hatten sie gar nichts mehr, die Zähne waren weg und der Branntwein auch. Da gerieten sie während des Rausches in Verzweiflung und — erschossen sich alle, und daher kommt es, daß es jetzt keine mehr giebt." — Der- gleichen Erzählungen kann man viele hören, wenn die schwarzen Herr- schasten beisammensitzen, Tabak rauchen und Palmwein trinken; jeder muß dann etwas zur Unterhaltung beitragen. Aber die Neger sind auch von Hause aus ein gutmütiges Volk; freilich sind sie durch den Umgang mit Europäern nach und nach habgierig, raubsüchtig und durch die Sklavenfängerei listig, heimtückisch und grausamer geworden. Die Grausamkeit, mit der die Neger ihren verworrenen religiösen Begriffen fröhnen, indem sie gefühllos das Leben ihrer Brüder hinopfern, diese Gleichgültigkeit gegen Menschenleben, der Despotismus, den die Könige oder Heerführer ausüben können: das alles hat seinen Grund neben klimatischen und religiösen Einflüssen auch im Sklavenhandel. Der ewige Krieg, den die einzelnen Stämme untereinander, um Sklaven zu erhalten, führen, gewöhnt sie so an Blutvergießen, an Mord und Totschlag, an Greuel
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