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1. Charakterbilder aus der Völkerkunde
1895 -
Leipzig
: Hinrichs
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1. Charakterbilder aus der Völkerkunde 
- S. 37
1895 -
Leipzig
: Hinrichs
Patagonier. 37
und weißer Farbe, ziehen besonders Kreise um die Augen oder
breite Streifen quer über das Gesicht. Ihre Fußbekleidung
besteht in einer Art Stiefeln aus Roßhaut. Hölzerne oder
knöcherne Sporen, dann die Bolas und eine leichte Lanze von
Bambusholz mit kurzer Spitze vervollständigen ihren Aufzug.
Die Weiber sind ganz wie die Männer gekleidet, nur tragen
sie noch eine Art Rock aus grobem, ausländischem Tuche oder
auch von Fellen. Sie kämmen ihr Haar und flechten es in
zwei breite Zöpfe, die zu beiden Seiten des Gesichts herunter-
hängen.
Ihre Hütten haben der Gestalt nach viele Ähnlichkeit mit
Zigeunerzelten und bestehen aus Pfählen, die in den Boden
gerammt und woran Querstäbe angebracht sind; darüber ist
eine ans zusammengenähten Tierhäuten bestehende Zeltdecke ge-
spannt, so daß eine unregelmäßige zeltartige Hütte entsteht, die
oben und auf drei Seiten geschlossen ist, an der vorderen, ge-
wöhnlich nach Osten gekehrten, Seite aber offen steht. Die
Geräte der Hütten bestehen nur in den Waffen und den Häuten,
worauf man schläft. Unter den Waffen sind die Kugeln oder
Bolas die gefährlichsten; sie bestehen aus zwei und drei runden
Kieseln, harten Lehmkugeln, Eisen, Kupfererz oder Blei, die
jedes für sich in ein Stück Haut eingenäht und an derben
zusammengebundenen Riemen von gleicher Länge befestigt sind.
Man nimmt die eine Kugel in die rechte Hand, schwingt die
beiden andern einigemale über den Kopf und wirft dann das
Ganze nach dem Gegenstande, dessen man habhaft werden will.
Man wirft die Bolas nicht, um damit die Gegenstände nieder-
zuschmettern, sondern strebt, sie so zu werfen, daß der Riemen
auf einen vorspringenden Teil anprallt, wodurch die Kugeln
natürlich in verschiedener Richtung sich herumschwingen und die
Riemen sich so verschlingen, daß die Bemühungen loszukommen
den Gefangenen nur noch hilfloser und die Beute um so sicherer
machen. Ein anderes mächtiges Wurfgeschoß ist eine einzelne
Kugel, von demselben Stoff und gleicher Größe wie die vor-
erwähnten, die an einem dünneren Riemen von Armeslänge
angebracht ist; sie schwingen diese Kugel, die etwa ein halbes
Kilo schwer sein mag, mit der größten Geschwindigkeit über den
Kops und werfen beinahe mit der Wirkung eines Schusses nach
dem Gegner. Im Handgemenge faßt man die Kugel dann
kürzer und führt sie wie eine Art Streithammer.