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1. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 89

1895 - Leipzig : Hinrichs
Engländer. 89 Sorgfältiger Anbau ziert die Felder, und auf den saftgrünen Wiesen weidet prächtiges Vieh in sicheren Umzäunungen. Die Bewohner scheinen Städter, die auf das Land gezogen sind, so schmuck und reinlich sehen ihre Wohnungen aus. Völlig öde Landstriche giebt es fast gar nicht. Wo nicht der Landbau seinen Sitz hat, da sieht man weitläufige Fabrikanlagen. Alles das giebt eine Vorstellung von den ungeheuren Reichtümern, die auf dieser Insel zusammengehäuft sind. — Das Volk in England hat ein frisches Aussehen. Überall erblickt man das feste, tüchtige englische Gesicht, aber keineswegs häufig geistvolle Züge. Eher könnte man sagen, der Engländer sieht sehr dumm aus, wenn er nicht sehr klug aussieht; Mittelgut scheint es in diesem Volke nicht zu geben. Eigentümliche Landestrachten findet man nicht mehr, alles kleidet sich städtisch, und selbst das einfachste Farmerkind hat Geschmack darin. Vorzüglich auf dem Lande entfaltet sich der englische Volkscharakter in seiner schönen Gediegenheit. Der Kaufmann und Beamte, der kein Gütchen draußen hat, sucht wenigstens sein Wohnhaus in den Gärten anzulegen, die meilenweit jede größere Stadt umgeben. Da ist sein „Daheim", wo er Atem schöpfen und in der Liebe und Pflege seiner Familie ruhen kann. Wer in England auf kein Daheim mehr hofft, der denkt daran, sich eins bei dem Totengräber zu bestellen. — Gewiß das Schönste und Beste, was die Engländer haben, ist ihr Familienleben auf dem Lande. Da geben sie sich einfach und von Grund aus wahr- Haft. Im Innern des englischen Hauses ist es für den Fremden auffallend still, man hört keinen Laut. Das Benehmen der Familienglieder untereinander ist schlicht und natürlich, wird aber auch durch althergebrachte Regeln geleitet. Die Kinder bezeugen wahre Ehrerbietung nicht nur den Eltern, sondern auch dem älteren Bruder und der älteren Schwester. Eine sehr wesentliche Färbung empfängt die häusliche Sitte bei den Engländern durch die Religion. Außerhalb der Familie sieht man bei ihnen vom Christentum wenig mehr als steifen Kirchen- prunk; die Religion wohnt in den Häusern, dort kräftigt und regelt sie das Leben. — Wo viel Licht ist, da ist freilich auch viel Schatten. Die große Anhäufung des Reichtums in ver- hältnismäßig wenigen Händen hat zur Folge, daß sich auch eine sehr große Menge Armer findet. Der Arme aber ist dort zehnfach ärmer als bei uns, und das englische Sprichwort
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