1890 -
Wolfenbüttel
: Zwißler
- Autor: Voges, Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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nunmehr mit günstigem Winde zurück und durcheilte die Strecke dies-
mal in dreizehn Minuten.
Damit war die erste Staatseisenbahn in den deutschen Landen
eröffnet. Bald darauf befuhren täglich schon fünf Züge die neue Linie,
die nun nach Harzburg weitergeführt wurde. Andere Strecken schlossen
sich an, und heute sind unsere Bahnen nur ein Glied in dem gewal-
tigen Eisenbahnnetze Deutschlands.
Bericht aus beni Braunschweiger Tageblatt.
23. Werla und Steterburg.
Im Jahre 924, als König Heinrich 1. regierte, überschwemm-
ten die Ungarn ganz Sachsen mit ihren Reitergeschwadern. Auf
ihren Meinen Pferden eilten sie durch das Land; bald lösten sie
sich in einzelne Haufen auf, bald sammelten sie sich ivieder,
und rasch aus Busch und Wald hervorbrechend, überfielen sie
die wehrlosen Ortschaften. Von dem Brande der Märkte und
Dörfer rötete sich der Himmel, und viel Volks ivard von ihnen
erschlagen. Der König, vom Siechtum ergriffen, barg sich in
seiner Burg Werla. Die ist nun auch vom Erdboden verschwun-
den. In geringer Entfernung vom Bahnhofe Börfsum erhebt
sich südwärts von der Oker ein Hügel, auf dem ein mächtiger
Felsblock zum Andenken an die Pfalz Werla, die hier lag, auf-
gerichtet ist. Nun geschah es, dafs einer von den Häuptlingen
der Ungarn den Leuten des Königs in die Hände fiel und von
ihnen gefangen zur Burg gebracht ivard. Seine Genossen boten
für seine Freilassung ein grofses Lösegeld. Heinrich aber wies
alle ihre Anerbietungen zurück, wenn sie ihm und seinem
Lande nicht einen längern Frieden gewähren ivollten. Für die-
sen Fall erklärte er sich bereit, nicht nur den gefangenen
Häuptling auf freien Fufs zu setzen, sondern auch einen jähr-
lichen Tribut zu entrichten. So kam denn ein Waffenstillstand
mit den Ungarn zustande; auf neun Jahr gelobten sie das
Sachsenland mit ihren Einfällen und Raubzügen zu verschonen.
Und als dann nach neun Jahren, in denen der König uner-
müdlich für die Verteidigung des Landes gesorgt hatte, die
Ungarn wiederkamen, da schlug er sie in jener großen Schlacht
bei dem Orte Riade, der wohl in dem sumpfreichen Thale der