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1. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 27

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
27 mehreren Abteilungen, von denen eine noch dadurch merkwürdig ist, daß ein Spalt oder Schacht durch die Felsendecke nach oben führt, als wäre es ein Schornstein. Hier hat vor Zeiten ein böser Räuber, namens Lippold, gehaust. Um nicht so leicht entdeckt zu werden, schlug er seinem Pferde die Hufeisen verkehrt unter. Damit aber Niemand unbemerkt an der Höhle Vorbeigehen könnte, hatte er auf allen Wegen, welche vorüberführten, Drahtzüge angebracht, die mit einem Glöckchen in der Höhle in Verbindung standen. Ging nun einer vorüber und stieß mit dem Fuße an den Draht, so klingelte alsbald das Glöckchen und zeigte so die Nähe eines Menschen an. Dann kam der Räuber aus seiner Höhle hervor, schoß die Menschen nieder und beraubte sie. Einst gingen drei junge Mädchen aus dem Städchen Alfeld spazieren und wurden von dem Räuber überfallen; zweien von ihnen gelang es, noch zu entkommen, die dritte wurde aber gefangen. Der Räuber brachte sie in seine Höhle und zwang sie unter Andro- hung des Todes ihm einen furchtbaren Eid zu schwören, daß sie nicht entfliehen und keinem Menschen etwas von ihm sagen wolle, weder, daß er sie entführt habe, noch wo er hause. So blieb sie bei ihm in der Höhle. Als die arme Geraubte schon lange bei dem Unhold gelebt hatte, war gerade in Alfeld Markt, und sie wünschte sehnlich, einmal dorthin zu gehen. Sie bat ihn also, ihr dies zu erlauben; erst weigerte er sich, doch zuletzt erlaubte er es. In Alfeld angekom- men, wollte sie gern jemandem ihr Leid klagen; weil sie aber geschworen hatte, keinem Menschen ihr Schicksal zu erzählen, so kniete sie auf dem Markte bei einem Steine vor dem Rathause nieder und klagte dem ihre Not. Weiter erzählte sie noch, wenn man sie befreien wolle, so müsie man gerade zu Mittag zur Höhle kommen, weil dann der Räuber schliefe. Man möchte nur ein langes Seil mitbringen und durch den Schornstein herablassen, dieses wolle sie dann um seinen Hals schlingen, worauf man ihn hinaufziehen könnte. Darauf ging sie wieder zurück zu ihrer Höhle. Die Leute auf dem Markte hatten ihre Klage gehört und beeilten sich nun, sie zu retten. Mehrere gingen hin zur Höhle; sie hatten ein Seil mitgenommen und ließen dasselbe durch den Schornstein hinunter. Während nun der Räuber fest schlief, schlang ihm das Mädchen das Seil um den Hals. Rasch zogen die Alfelder da oben ihn in die Höhe, und so wurde der Räuber erdrosselt. Schambach u. Müller, Niedersächsischc Sagen.
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