1890 -
Wolfenbüttel
: Zwißler
- Autor: Voges, Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Die kalte Bode dielst in einem engen Thale, das von
schroffen Granitfelfen umgeben ist, an dem einsamen und
armen Brockendörfchen Schierke vorüber. Dann durcheilt sie
bis Königshof ein schönes Wiesenthal. Dieser kleine Hütten-
ort erinnert an das Jagdschlofs Bodfeld, wo König Heinrich I.
und die sächsischen Kaiser oft und gern weilten, um in den
wilden Harzforsten zu jagen. Jetzt wird von der Burg nur
noch die Stätte gezeigt, wo sie lag.
Bei Königshof vereinigt sich mit der kalten Bode die
warme, welche von der Achtermannshöhe über Braunlage und
Tanne herabkommt. Bald beginnt der Fluß seine zahlreichen
Windungen. Der schönste Punkt auf der nächsten Strecke
ist Rübeland mit seiner Marmormühle und den berühmten
Höhlen. Bald mündet von Süden die Rappbode, welche aus
der Gegend von Hohegeifs kommt.
Nun erreicht die Bode das herrlich gelegene Treseburg,
das rings von hohen, waldigen Bergen eingeschlossen ist.
Hier macht der Fluß so viele Krümmungen, dafs es oft er-
scheint, als wollte er dahin zurückfliefsen, woher er gekommen
ist. Langsam zieht er durch die grünen Wiesen, die von
steilen Felswänden begrenzt sind. Dann durchbricht er das
Gebirge in einer engen Schlucht. Hier umspült er gewaltige
Blöcke, die in sein Bett niedergestürzt sind, da rauscht er
über Steintrümmer dahin. Nur mit grofser Mühe hat man
zur Seite einen Pfad gebahnt. Oft scheint die Schlucht sich
zu schliefsen, aber hinter der vorspringenden Wand öffnet
sich wieder eine Spalte. Immer schroffer werden die Felsen,
immer höher streben sie empor. Jetzt stürtzt sich der Fluß
brausend in den Bodekessel, über den die Teufelsbrücke führt.
Hier steigt links die grofsartige Rofstrappe auf, rechts erhebt
sich der noch höhere Hexentanzplatz. Beide bilden ein ge-
waltiges Felsenthor, das um so mächtiger erscheint, da es sich
hart aus dem dicht herantretenden Flachlande erhebt. Nun
verlädst die Bode das Gebirge und eilt über Thale und Qued-
linburg der Saale zu.