1890 -
Wolfenbüttel
: Zwißler
- Autor: Voges, Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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er doch glücklich durch das Gebirge und belagerte die Stadt
Lodi in der Lombardei. Aber die Festung war stark und
wohl besetzt, dazu mit aller Notdurft reichlich versorgt. Weil
aber doch sehr viel Volk darin war, entstand nicht allein
Hunger und Teurung, sondern auch mancherlei Seuche und
Pestilenz, so dafs täglich viel Einwohner und Kriegsleute
starben. Aber nicht nur in der Stadt ging es so zu, sondern
die Krankheit drang auch in das Lager der Braunschweiger,
und Tag für Tag wurden viele von Herzog Heinrichs besten
Reitern dahingerafft. Weil nun aufserdem der vom Kaiser be-
dungene Lohn den Kriegern nicht überwiesen wurde, verliefsen
viele Söldner unlustig die deutschen Fahnen. Als nun gar der
Herzog von dem kaiserlichen Statthalter allerlei Hindernis er-
fuhr, beschlofs er, mit den wenigen Reitern, die ihm noch ge-
blieben waren, nach der Heimat zurückzukehren. Da er aber
vordem seinem Kriegsvolk die Plünderung im venezianischen
Gebiete erlaubt hatte, so beschlossen die Landleute dort, sich
zu rächen, und besetzten sorgsam alle Gebirgswege, um den
Heimkehrenden zu fangen. Deswegen wufste Heinrich nicht
viel guten Rat, wie er mit seinem Häuflein aus Welschland
ohne Gefahr nach Braunschweig und zu den Seinen kommen
möchte.
Indem der Herzog also über den Heimweg bekümmert
war, wandte er sich an einen welschen Herrn, zu dem er Ver-
trauen hatte, und bat ihn flehentlich, ihm einen treuen Die-
ner mitzugeben, der ihn und seine Söldner sicher aus dem
Lande bringen könnte. Dieser Herr hat wohl mit dem Für-
sten ein herzliches Mitleiden gehabt, konnte ihm aber doch
nicht helfen. Zwar hatte er einen Diener, der aller Strafsen
und Wege kundig war, dazu auch geschickt und klug, so dafs
er gewifs den Herzog ohne Gefahr durchgebracht hätte; aber
dieses Mannes konnte er selbst nicht entraten. Herzog Hein-
rich jedoch liefs nicht ab, sondern hielt unaufhörlich um den
klugen Diener an. Derselbe hiefs Nickel, und seine Wiege
hatte zu Augsburg am Lechstrome gestanden. Endlich wil-
ligte der welsche Herr ein, und Nickel wurde dem Fürsten
zugeordnet.