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1. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 56

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
56 gebracht iverden. Ja, man blieb auch ohne jede Nachricht von dem ferneren Verlaufe da drüben. Dafs es allen Bedrohten gelungen war, noch rechtzeitig in entgegengesetzter Richtung zu entkommen, ahnte niemand; vielmehr erzählte man sich, dass noch Menschen auf Dächern und Thonvegen mit ausgereckten Armen, um Rettung flehend, gesehen wurden. So konnte es nicht an Versuchen fehlen, von der Stadtseite um jeden Preis noch Hülfe zu bringen. Einem Schiffer samt zweien Genossen war es gelungen, in einem kleinen Kahne das Tjfer der Dammvorstadt zu gewinnen. Einen andern Versuch unternahm Herzog Leopold. Seit acht Jahren residierte derselbe als Regiments-Komman- deur in Frankfurt. Durch Liebenswürdigkeit seines Auftretens, durch seinen Drang, überall zu helfen und wohlzuthun, hatte er sich die Liebe aller Volkskreise erworben. Bei jeder öffent- lichen Gefahr, bei Feuers- und Wassersnot ivar er, allen ändern vorauf, tliätig im Rettungswerke. Als ihn die Nachricht von dem furchtbaren Anwachsen der Gefahr traf, eilte er zur Oder. Wie die Dinge zu liegen schienen, war die größte Eile von Nöten. Zweimal bestieg Leopold einen Kahn, bereit, über den Strom zu fahren. Als die Umstehenden ihn abmahnten, rief er: „Hier sind Menschen zu retten! Bin ich nicht ein Mensch wie sie?“ Gleichwohl aber gab er den dringenden Vorstellungen einiger Ratsherren und den fufsfälligen Bitten zweier Soldaten seines Regimentes nach und trat zurück. ln trüben Gedanken verliefs er den Platz und ivandte sich heimwärts. Nach Haus gekommen, versuchte er, einen Augen- blick im Lehnstuhl von den Aufregungen der letzten Stunden auszuruhen. Aber die vor seinem Geiste aufsteigenden Bilder des Jammers liefsen den Herzog die gewünschte Ruhe nicht finden. Als dann bei der Wachtparade von neuem die Gerüchte von dem Schrecklichen, ivas sich drüben zugetragen, auf ihn eindrangen, eilte er abermals an den Strom, um überall den Mut der Zag- haften zu entflammen. Währenddem hatte sich ein Schiffer ent- schlossen, die Überfahrt zu wagen, mit ihm zivei Knechte, von denen einer Soldat war. Dieser begegnete dem Herzog und bat ihn um seine Einwilligung. Mit Freuden erteilte Leopold dieselbe und folgte ihm auf dem Fufse nach. Das Beispiel der drei
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