1890 -
Wolfenbüttel
: Zwißler
- Autor: Voges, Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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53. Aus dem Jugendleben des Herzogs Julius.
Julius, der dritte Sohn Heinrich des Jüngern, wurde 1528
geboren. Als zartes Kind hatte ihn die Amme vom Tische
fallen lassen und dadurch eine Krümmung seiner Füfse ver-
ursacht, die dem Knaben jede ungezwungene Bewegung ver-
sagte. Weil nun deshalb der Sohn zu allen ritterlichen Übungen
und damit zur Regierung von dem Vater als untauglich erachtet
wurde, bestimmte ihn dieser frühzeitig zum geistlichen Stande.
Zwanzig Jahre alt, reiste Julius mit seinem Jugendfreunde
Eitel Heinrich von Kirchberg über Paris nach der berühmten
Universitätsstadt Löwen, um daselbst, nach des Vaters Willen,
seine Studien zu vollenden. Zugleich unterwarf er sich hier
einer sehr schmerzhaften Kur, die so viel bewirkte, dafs er
nun besser und geschickter gehen konnte, als zuvor. Während
Heinrich mit seinen ältesten Söhnen Karl Viktor und Philipp
Magnus von Fehde zu Fehde zog, lag Julius mit unermüd-
lichem Eifer seinen Studien ob. Hier in Löwen sind in ihm
vielleicht die ersten Zweifel an der Wahrheit der katholischen
Lehre aufgetaucht. Es konnte nicht fehlen, dass viele Männer
dort über Gegenstände der Religion anders dachten, als man
am Hofe Heinrichs es wünschte. Durch sie lernte Julius den
Geist des Luthertums kennen und neigte sich selbst der
neuen Lehre zu. Bald nach seiner Rückkehr nach Wolfen-
büttel wurde sein Abfall von der katholischen Kirche kund,
und heftig erzürnte darüber sein Vater. So groß soll sein
Zorn gewesen sein, dafs er, wie man sich später erzählte, die
Absicht hatte, seinen Sohn als einen Abtrünnigen einmauern
zu lassen. Wenn dies nun auch nicht geschah, so hat doch
der Prinz am Hofe seines Vaters einen harten, schweren Stand
gehabt und nicht selten bei seinen Schwestern Trost und Hülfe
gesucht und gefunden. Da mag denn Julius manchmal den
Gedanken erwogen haben, ob es in der Ferne nicht besser sei,
als daheim. Einmal schrieb ein treuer Diener in die Asche
des Kamins das Wort fuge! d. h. fliehe! Rasch entschlossen
begab sich Julius zu seinem Schwager, dem Markgrafen Hans
in Küstrin, der fest an der evangelischen Lehre hielt. Hier
Bogt«, Bilder. 5