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1890 -
Wolfenbüttel
: Zwißler
- Autor: Voges, Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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Im Jahre 1560 vermählte sich Julius nach erfolgter Ein-
willigung feines Vaters mit Hedwig, der Tochter des Kur-
fürsten Friedrich Joachim von Brandenburg. Auf dem Schlosse
zu Hessen, welches ihm Heinrich instandsetzen liefs, richtete
das junge Paar mit grosser Bescheidenheit seinen Hof ein.
G-tinstiger noch wurde das Verhältnis zwischen Heinrich und
Julius, als dem letzteren ein Söhnlein geboren wurde, das
in der Taufe die Namen des Grofsvaters und Vaters erhielt.
Darüber war denn nun auch der alte Fürst recht erfreut.
Den Neugeborenen zu sehen, kam Herzog Heinrich eines
Tages nach Hessen, trat mit dem ihm eignen Ungestüm ins
Zimmer und fragte die junge Mutter : „Wo is dien Krabbe?“
Ganz erschrocken zeigte sie ihm das Kindlein in der Wiege.
Wie ihn nun das Herrlein angelächelt, hat er es ganz ernst-
haft aus den Kissen gezogen, seinen Degen entblöfst, und
während die Mutter in der Angst des Todes zu Boden stürzt
und mit lautem Geschrei für das Leben ihres Kindes bittet,
legt er das blanke Schwert auf des Knaben Brust und sagt:
„Du safst nun mien leewe Soen sien, avest dien Vaar, de
nich!“ Da ward die Mutter ruhig. Und ein ander Mal, als der
Herzog seinen Enkel vor sich auf dem Tisch stehen hatte und
ihn tanzen liefs, griff der Kleine mit beiden Händchen in den
Bart des Grofsvaters und zog hart daran; aber der Alte sprach
geduldig : „Ziehe, ziehe mein lieber Sohn, du magst es wohl
thun. Aber bei dem Leiden Gottes! es sollte mir kaiserliche
Majestät wohl daraus bleiben!“ So hat der Enkel den Grofs-
vater besänftigt; der alte Groll war dahin, seit Heinrich das
Knäblein in seine Arme genommen.
Neunundsiebenzig Jahre alt starb Heinrich der Jüngere
1568 auf seinem Schlosse zu Wolfenbüttel. Sein Sohn begrub
ihn in der neuen Kapelle an der Marienkirche.
Fr. Algermann, Lebensbeschreibung des Herzogs Julius.
54. Der Tod des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand.
Es war im Herbste des Jahres 1806. Der zweiundfiebenzigjährige
Karl Wilhelm Ferdinand führte die vereinigten preußischen und säch-
sischen Heere der französischen Streitmacht entgegen. In Thüringen
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