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1. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 69

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
69 vom Pferde. Die Kugel war dicht über dem rechten Auge eingedrungen, hatte den Stirnknochen stark verletzt und auch das linke Auge aus seiner Höhle getrieben. Sein Kleid und sein Ordensstern war mit Blut bespritzt. In diesem Augenblicke, wo der Heerführer, welcher den Schlachtplan niemandem mitgeteilt hatte, fast besinnungslos am Boden lag, entbrannte der Kampf auf der ganzen Linie. Bajonette klirrten, Kugeln pfiffen und Kanonen donnerten, als der unglückliche Feldherr von herzuspringenden Grenadieren auf ein Offizierpferd gehoben wurde. Ein Soldat schwang sich hinter ihm auf und hielt den Ohnmächtigen in seinen Armen, während zwei andre nebenhergingen, um ihn seitwärts zu unterstützen. So verließen sie das Schlachtfeld und brachten ihn nach Auerstädt zurück. Mit tiefster Trauer sahen ihn seine Leute ankommen. „Ich bin ein armer, blinder Mann", sagte er zu einem preußischen Feldjäger, der ihn nicht sogleich erkannte. In Auerstädt wurden ihm die schon sehr angeschwollenen Augen verbunden, und ein geschickter Feldarzt begleitete ihn auf Befehl des tiefgerührten Königs auf der ganzen Reise. Der Herzog wurde zunächst gefahren. Man legte, weil ihm die Erschüt- terungen des Wagens bald sehr beschwerlich wurden, täglich nur etwa vier Meilen zurück. Aber bald erlaubten die andringenden Schmerzen der Wunde auch das Fahren nicht mehr, und er ließ sich nun durch Träger auf einem Ruhebette von einem Orte zum andern bringen. Die Nachricht von der verlorenen Schlacht erhielt der Herzog bald darauf unterwegs. Aus den bedenklichen Gesprächen seiner Begleiter schloß er, daß es mit der preußischen Armee nicht gut stehe. Scharen von Fliehenden holten sie ein, und so konnte man ihm auch bei seinem unruhigen Nachfragen die Entscheidung des Tages nicht länger verheimlichen. Schmerzliche Gefühle bewegten das Gemüt des unglück- lichen Herrn. „Welche Schande!" rief er mehrmals wehmütig aus. Man führte den Verwundeten durch eine Menge kleiner Orte nach Blankenburg. Aber auch hier konnte er nicht lange verweilen, so sehr auch sein schmerzendes Haupt der Ruhe bedurfte. Auf Feldwegen brachte man ihn weiter über Achim und Hedwigsburg nach Salzdahlum. Der mit Wachsleinwand überspannte Tragkorb wurde in dem ehemaligen Wohnzimmer seines Vaters niedergesetzt, und der Greis erquickte sich hier nach dem Genüsse einer Weintraube aus dem Garten durch einen stundenlangen Schlummer. Nach seinem Erwachen legten die Ärzte
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