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1890 -
Wolfenbüttel
: Zwißler
- Autor: Voges, Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Braunschweig
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
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vom Pferde. Die Kugel war dicht über dem rechten Auge eingedrungen,
hatte den Stirnknochen stark verletzt und auch das linke Auge aus
seiner Höhle getrieben. Sein Kleid und sein Ordensstern war mit
Blut bespritzt. In diesem Augenblicke, wo der Heerführer, welcher den
Schlachtplan niemandem mitgeteilt hatte, fast besinnungslos am Boden
lag, entbrannte der Kampf auf der ganzen Linie. Bajonette klirrten,
Kugeln pfiffen und Kanonen donnerten, als der unglückliche Feldherr
von herzuspringenden Grenadieren auf ein Offizierpferd gehoben wurde.
Ein Soldat schwang sich hinter ihm auf und hielt den Ohnmächtigen
in seinen Armen, während zwei andre nebenhergingen, um ihn seitwärts
zu unterstützen. So verließen sie das Schlachtfeld und brachten ihn
nach Auerstädt zurück. Mit tiefster Trauer sahen ihn seine Leute
ankommen. „Ich bin ein armer, blinder Mann", sagte er zu einem
preußischen Feldjäger, der ihn nicht sogleich erkannte. In Auerstädt
wurden ihm die schon sehr angeschwollenen Augen verbunden, und ein
geschickter Feldarzt begleitete ihn auf Befehl des tiefgerührten Königs
auf der ganzen Reise.
Der Herzog wurde zunächst gefahren. Man legte, weil ihm die Erschüt-
terungen des Wagens bald sehr beschwerlich wurden, täglich nur etwa
vier Meilen zurück. Aber bald erlaubten die andringenden Schmerzen
der Wunde auch das Fahren nicht mehr, und er ließ sich nun durch
Träger auf einem Ruhebette von einem Orte zum andern bringen.
Die Nachricht von der verlorenen Schlacht erhielt der Herzog bald
darauf unterwegs. Aus den bedenklichen Gesprächen seiner Begleiter
schloß er, daß es mit der preußischen Armee nicht gut stehe. Scharen
von Fliehenden holten sie ein, und so konnte man ihm auch bei
seinem unruhigen Nachfragen die Entscheidung des Tages nicht länger
verheimlichen. Schmerzliche Gefühle bewegten das Gemüt des unglück-
lichen Herrn. „Welche Schande!" rief er mehrmals wehmütig aus.
Man führte den Verwundeten durch eine Menge kleiner Orte nach
Blankenburg. Aber auch hier konnte er nicht lange verweilen, so sehr
auch sein schmerzendes Haupt der Ruhe bedurfte. Auf Feldwegen
brachte man ihn weiter über Achim und Hedwigsburg nach Salzdahlum.
Der mit Wachsleinwand überspannte Tragkorb wurde in dem ehemaligen
Wohnzimmer seines Vaters niedergesetzt, und der Greis erquickte sich
hier nach dem Genüsse einer Weintraube aus dem Garten durch einen
stundenlangen Schlummer. Nach seinem Erwachen legten die Ärzte