1900 -
München [u.a.]
: Franz
- Autor: Müller, Johannes
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
84 Das hessische Bergland.
spatbasalten so verdeckt, daß sie nur an ganz vereinzelten Stellen zu Tage
treten; dagegen haben mächtige Anhäufungen von losen Schlacken, von grauen
trachytischen Aschen und Bimsstein und von dunkelbraunen Basalttuffen
einen wesentlichen Anteil an dem Aufbau des Vogelsberges. Diese
Schlacken- und Tuffagglomerate treten besonders am Rande des Gebirges,
so bei Treis nordöstlich von Gießen, auf, wo auch der Rest eines Neben-
kraters, der Aspenkippel, in allerdings ziemlich verwischter Form erhalten
geblieben ist. Am Außenrand des Vulkangebietes finden sich auch die
schönsten Basaltsäulen des Vogelsberges, so die 4 m hohen sechsseitigen
Säulen am Bilstein bei Lauterbach oder die Säulenbildungen von Wilden-
stein bei Büdingen.
Während also der Außenrand des Vogelsberges durch das Hervor-
treten kleinerer Erhebungen, die an manchen Stellen durch die schöne
Anordnung der Basaltsäulen und durch steile Felsabstürze die Form vou
Burgruinen nachahmen, ein ziemlich abwechslungsreiches Landschaftsbild
darbietet, ist der höchste Teil des Gebirges, der zwischen den Orten
Herchenhain, Lanzenhain, Ulrichstein und Rudingshain sich ausdehnende
„Oberwald", eine einförmige, waldige Hochfläche von 650—700 m
Meereshöhe, über welche die höchsten Punkte, wie der Taufstein
(772 mj, der Hoherothskopf (767 m), der Sieben Ahorn (753 in), mit
ihren breiten Kuppen nur wenig hervorragen. Von diesem hohen
Zentralrücken strahlen radial nach allen Seiten die Erosionsthäler, welche
auf der Höhe stets mit flachen Waldwiesen beginnen und erst in größerer
Tiefe schärfere Thalfurchen iu den Basaltuntergrund einschneiden. Diese
radial abfließenden Gewässer des Vogelsberges sammeln sich erst außer-
halb der Grenzen des Gebirges zu größeren Flußläufen; auf der Süd-
oftfette zur Kinzig, im Südwesten in der Wetterau zur Nidda, im Osten
zur Fulda, im Norden zur Schwalm, einem Nebenfluß der Eder, und
im Nordwesten zur Ohm und Lahn. Wegen der geringen Bevölkerungsdichte
des Vogelsberges — seine Bewohner treiben der vortrefflichen Wiesen
wegen vor allem Viehzucht — sind von den Quellthälern dieser größeren
Flußgerinne bis jetzt nur drei (Nidder, Nidda und Wetter) durch Eisen-
bahnen dem großen Verkehr erschlossen.
2. Die Rhön. Durch den 373 in hohen Landrücken von
Schlüchtern, der als Wasserscheide zwischen Kinzig und Fulda stehen
geblieben ist, steht der basaltische Vogelsberg mit der Rhön — ebenfalls
ein basaltisches Gebirge, aber auf einer triasischen Basis — in Verbindung.
Der Hauptunterschied zwischen dem alten Vnlkankegel des Vogelsberges
und dem Rhöngebirg beruht jedoch weniger in der verschiedenen Unter-
läge als in dem verschiedenen Auftreten der Eruptivmassen beider
Gebirge: in dem Vogelsberg bildet der Basalt eine einzige zusammen-
hängende Masse, in der Rhön dagegen ragen die jungvulkanischen
Gesteine, vor allem Basalte und Phonolithe, in vereinzelten Kuppen
und Kegeln aus dem Grundstock von Buntsandstein, dem teilweise noch
Muschelkalk aufgelagert ist, empor und bilden, je nachdem diese Erhebungen