1910 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Regel, Fritz, Fritzsche, Richard
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Thüringen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Aus dem Göltzschtal steigen wir hinauf auf den Talrand! Wir wandern über
eine einförmige Hochfläche; die Landstraße führt fast eben dahin; nur dann und wann
senkt sie sich allmählich, um dann wieder langsam anzusteigen. Was schließen wir daraus
von der Gestaltung des Bodens? (Mulden!) Und was finden wir in diesen Mulden?
Freundliche Gebirgsdörser breiten sich in diesen Mulden aus, während auf der Hoch-
fläche sich Felder ausdehnen, die allerdings nur einen kärglichen Ertrag liefern. Woher
kommt dies? Auf dem mageren Boden, auf dem der Getreidebau nicht mehr lohnt,
baut man besonders Kartoffeln. Das Vogtland ist deshalb ein echtes Kartoffel-
land. Die Felder sind überall durch ausgedehnte Grasfluren getrennt. An manchen
Stellen überwiegt sogar das Wiesenland. Auch Flachs wird vielfach gebaut. —
Und dann steigen wir wieder hinab in ein wildes Gebirgstal. Welches ists? (Das
Tal der Trieb.) Was sagt uns die Karte von dem Triebfluß und Triebtal? (Schilde-
ruug!) Am Ausgange des Tales, dort, wo der Fluß in die Elster mündet, spannt sich
ein gewaltiger Viadukt über das Elstertal, die 144 in lange Elstertalbrücke, die eine
Höhe von 68 in hat.
Sachliche Wertiefung: Warum reisen also so viele Leute ins Vogt-
land? Die Schönheiten des Vogtlandes: Die ties eingeschnittenen Flußtäler mit den
steilen Talrändern, den bewaldeten Abhängen und schroffen Felswänden, die schäumenden
Gebirgsbäche, die in wildem, tosendem Laufe über Felsblöcke stürzen, die freundlichen
Dörfer und Städte, die sich auf den Talrändern oder in den Talweiten ausbreiten, die
gewaltig-hohen Brücken, welche die tiefen Täler überspannen, verleihen der ganzen
Gegend ein eigenartiges Gepräge. (Vogtländische Schweiz.)
Was sagen uns die Flüsse und die hohen Brücken über die
Bodengestalt der Gegend? Die vogtländische Schweiz ist eine Hochfläche, die
nach Süden zu allmählich höher wird. Einige Buckel erheben sich hier und da über
diese Hochfläche, in die wilde Gebirgsbäche tiefe Täler eingegraben und fo die Hoch-
fläche in mehrere breite Wellen mit flachen Rücken zerschnitten haben.
Wie kommt es, daß auf der Hochfläche die Felder nur kärg-
lichen Ertrag liefern? Der felsige Untergrund ist nur mit einer dünnen Erd-
krume bedeckt; das steinichte Erdreich vermag nur wenig Feuchtigkeit festzuhalten; die
rauhe Witterung ist dem Anbau des Getreides nicht günstig. (Grund!) Nordabhang des
Gebirges.
Wie kommt es, daß das Vogtland so wiesenreich ist? Die dünne
Ackerkrume der flachen Rücken und sanften Abhänge ist für den Ackerbau wenig geeignet.
Der Schieferuntergrund der flachen Mulden läßt das Wasser nicht hindurchdringen, des-
halb ist der Boden in den Mulden oft so naß und moorig, daß er nur zu Wieseulaud
benutzt werden kann.
Was hat wohl der Wiesenreich.tnm zur Folge gehabt? Die große
Ausdehnung des Wiesenlandes hat eine starke Viehzucht hervorgerufen, besonders stark
betrieben wird die Rinder- und Schafzucht. Mau züchtet so viel Vieh, daß man
es vor Eintritt des Winters als Schlachtvieh verkaufen muß, weil nicht genug Futter
da ist. Infolge der ausgedehnten Viehzucht werden in den vogtländifchen Städten viele
Viehmärkte abgehalten.
Warum finden sich die meistenortschaften in denmuldenuud
Tälern? Die Lage ist eine geschütztere, das Klima meist ein milderes.
Jetzt könnt ihr auch sagen, warum in den Sommermonaten so
viele vogtländische Händler unsere Wochenmärkte besuchen? Sie
kaufen hier Obst und Gemüse auf und bringen es nach den vogtländifchen Städten, weil
in jenen Gegenden nur wenig Obst und Gemüse gebaut werden kann.