1910 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Regel, Fritz, Fritzsche, Richard
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Thüringen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wie kommt dies wohl? Die thüringische Ostplatte dacht sich nach der
Saale und nach der Gera hin ab, das Flußbett der Ilm ist also in den höchsten Teil
der Platte eingegraben, das Ilmtal liegt demgemäß viel höher als das Saal- und
Geratal. (Der Jlmfpiegel bei Stadtilm liegt 65 in höher als der Geraspiegel bei
Arnstadt und 154 m höher als der Saalspiegel bei Rudolstadt.) Deshalb zieht sich
die Wasserscheide meist ziemlich nahe an der Ilm hin; die Zuflüsse müssen also klein
und unbedeutend sein.
Überschrift: Das Ilmtal in der Muschelkalkplatte.
4. Stücf: Das Saaltal.
Ziel: Wir lernen nunmehr noch die Perle des östlichen Thüringens kennen.
1. Welches ist die Perle des östlichen Thüringens und inwiefern kann diese
Landschaft so genannt werden?
Der östliche Randfluß der Ostplatte Thüringens ist die Saale. Sie begleitet
zunächst in vielfach gewundenem Laufe den Ost- und Rordostabhang des Frankenwaldes
und bildet die enge, aber an Natnrschönheiten reiche obere S a a l g a s s e. Oberhalb
Saalfeld tritt der Fluß in enger Pforte aus der Gasse heraus und durchfließt nun die
breite S a a l a u e, die sich von Saalfeld bis Großheringen erstreckt. Auf beiden Seiten
wird die Saalaue, die stellenweise eine Breite von 2—3 km aufweist, von schönen
Bergwänden und Bergvorsprüngen eingeschlossen, die teils bewaldet, teils mit Reben
bekränzt sind. Bald steigen die Talränder schroff und jäh aus dem Tale empor, bald
fallen sie sanft zum Tale nieder; hier treten sie näher an den Fluß heran und engen
ihn auf eine Strecke ein, dort wieder weichen sie weiter zurück und bilden so weite Tal-
decken. In gewundenem Lause schlängelt sich die Saale durch die Aue; saftige Wiesen
begleiten ihre Ufer und fruchtbare Acker dehnen sich im Tale aus. Freundliche Dörfer,
von fruchtbaren Obsthainen umgeben, breiten sich in der Talaue aus; gewerbtätige
Städte liegen am Rande der Aue, auf den Höhen aber thronen fchöne Burgen und
Ruinen. Zunächst fließt die Saale an Saalfeld vorüber, dessen Wahrzeichen die
merkwürdige Sorbenbnrg bildet. Dann berührt sie auf ihrem Laufe die Residenzstadt
R nd olstad t, die von der Heid ecksburg überragt wird. Weiter abwärts liegt
auf hoher Warte das Städtchen Orlamünde, dessen Kemenate von steiler Höhe ernst
zu Tale schaut. Auf dem rechten Ufer erhebt sich die stolze Leuchtenburg, die
240 in über dem Tale thront und deshalb weithin sichtbar ist. Gegenüber liegt das
gewerbreiche Städtchen Kahla. Nachdem der Fluß an dem steilen Felsen von Rothen-
stein vorüber ist, tritt er bei Lobeda in das Gebiet des Muschelkalks ein. Jäh und schroff
steigen die Felsen, die meist kahle Abhänge bilden, am Rande der Aue empor. Auf vor-
springenden Bergzungen thronen die Ruinen Lobdeburg, Fnchsturm und Kunitz-
bürg und erinnern an vergangene Zeiten. In der weiten Flußaue aber liegt das
freundliche Jena, die Universitätsstadt des Thüringer Landes. Die Kalkberge, welche
das Talbecken ringsum einschließen, tragen hier und da Weinberge, so daß der Dichter
wohl singen konnte
In Jena preßt man Trauben aus
Und macht sogar noch Wein daraus.
Nun fließt die Saale an Dornburg vorüber, dessen drei Schlösser von steiler
Höhe ins Tal niederschauen; dann berührt sie K a m b u r g und tritt in den wald-
umsäumten Kessel von Großheringen ein, der sich am Unterlauf der Ilm bis
Sulza hinaufzieht.