1908 -
Saarbrücken
: Schmidtke
- Autor: Jungk, August Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Saarbrücken
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Merowinger Theudebert schenkte den Königshof Merkingen an
der Saar dem Bischof Arnualdus von Metz. Letzterer legte sein
Amt nieder und zog sich nach Merkingen zurück, Über dem
Grabe des „Heiligen" ward nach seinem Tode eine Kapelle er-
richtet, der viele Geschenke zuflössen und wohin man von weither
wallfahrte. Besonders der Bliesgaugraf Odaker scheint der Kirche
sehr viel zugewendet zu haben, daß er sogar als der Gründer
derselben angesehen ward (Ende des 9. Jahrhunderts). Das
Stift besaß ursprünglich den ganzen Bann von St. Arnual,
Brebach, Scheidt sowie den ältesten Teil des von St. Johann
und den Hof Afchbach d. i. die heutige Bürgermeisterei Gersweiler
und noch eine Anzahl Höfe in andern Orten. Nicht blos in den
genannten Dörfern hatte das Stift den Zehnten, sondern auch
in Fechingen, Güdingen, Bübingen, Scheidt und Sulzbach, sowie
in den lothringischen Dörfern Buschbach, Heßlingen und Thedingen.
In allen diesen Orten waren die Stiftsherrn die Geistlichen,
ließen aber den Gottesdienst wohl meist durch Kapläne halten,
da sie selbst durch die feierlichen Gottesdienste in der Stiftskirche
und die Abhaltung der vielen daselbst gestifteten Messen reichlichst
beschäftigt waren. Bis in die letzten Jahrhunderte waren hier
7 Geistliche, Kanoniker, Chor- oder Domherrn genannt. Jährlich
wählten sie sich einen zum Vorsteher, Dekan oder Dechant, ein
anderer war Scholastikas, Lehrer, ein dritter Kantor, Sänger,
ein vierter Bursner, Verwalter der Einkünfte. Für das Ansehen
der Stiftes spricht der Umstand, daß es als zweiter Sitz des
Bischofs von Metz im Mittelalter galt, aber nicht dessen Gerichts-
barkeit unterstellt war.
Als Schirm und Hochgerichtsherrn hatten die Grafen von
Saarbrücken bedeutende Einkünfte aus dem Stift, die sie nach
und nach zu vergrößern wußten. Auch andere benachbarte Herrn,
besonders lothringische, entzogen demselben soviel als sie nur
konnten. Nach der Mitte des 16. Jahrhunderts suchten die
Stiftsherren ganz von dem Grafen loszukommen und reichs-
unmittelbar zu werden, auch die Reformation einzuführen. Der
Graf Johann Iv., der noch kath. war, widersetzte sich dem aber,
1569 löste das Stift sich auf. Der Graf zog alle Rechte, die