1895 -
Braunschweig
: Westermann
- Autor: Diercke, Carl
- Hrsg.: Gaebler, Eduard
- Auflagennummer (WdK): 31
- Sammlung: Geographieatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
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allen Karten bedingungslos durchzuführen, weil bei gewissen Karten dadurch nur die Anschaulichkeit
hätte beeinträchtigt werden müssen. Ebensowenig ist einem in der Neuzeit häufig auftretenden Bestreben,
eine große Anzahl verschiedener Projektionsarten zur Darstellung zu bringen, Rechnung getragen.
Hier erschien aus pädagogischen Gründen eine weise Beschränkung dringend nötig: je weniger, desto
besser. Dagegen ist so viel als möglich darauf gesehen, dafs die Karten des Atlas dieselben Projektionen
haben wie die besten und gebräuchlichsten Wandkarten.
Durch die Veränderung des Formates hat sich der zur Verfügung stehende Raum wesentlich
erweitert, so dafs der Umfang des Atlas gegen früher fast verdoppelt werden konnte. Diese Vermehrung
wurde dadurch erreicht, dafs das Papier nicht nur einseitig benutzt wurde, sondern dafs sowohl die
gebrochenen vollen wie auch die durch den Bruch entstehenden halben Seiten bedruckt wurden. Hier-
durch konnte die Verteilung des Stoffes nach ganz bestimmten Grundsätzen stattfinden, und es konnte
durchgeführt werden, die vollen Seiten nur zur Darstellung der Erdteile und gröfseren Ländergebiete
und Staaten zu verwenden, während die halben Seiten zur Aufnahme der Karten kleineren Umfangs,
wie Dänemark, Palästina, Niederlande-Belgien u. a., dienen, zum gröfsten Teile aber dazu bestimmt
wurden, um in kleineren Karten besondere Verhältnisse der physischen, politischen und Kultur-Geogra-
phie zur Veranschaulichung zu bringen. Diese kleinen Karten sollen die entsprechenden Karten in
gröfserem Mafsstab ergänzen, sie sollen als Erläuterung für die in den besseren Lehrbüchern gegebenen
Beschreibungen dienen und sollen es ermöglichen, die eigentümlichen Verhältnisse und die Entwickelung
der Kultur der einzelnen Länder und Staaten zu erkennen; wie sie auch Gelegenheit geben sollen, den
Schüler zum Nachdenken zu reizen und zur Überlegung zu veranlassen.
Auf die halben Seiten wurden endlich auch noch sämtliche Nebenkarten, d. h. die Einzeldarstel-
lungen kleinerer Gebiete, wie sie dem Atlas schon in seinen früheren Auflagen eigentümlich waren,
verwiesen. Die Bedeutung und Notwendigkeit dieser Einzeldarstellungen ist schon in dem Vorwort der
ersten Auflage ausführlich begründet worden; es ist hier nur auszusprechen, dafs sie von den meisten
Beurteilern des Atlas so freudig begrüfst wurden, dafs auch die wenigen entgegenstehenden Urteile nicht
von dem Bestreben abhalten konnten, sie in der neuen Bearbeitung in noch gröfserer Zahl zu geben.
Sie sollen keineswegs „Lückenbüfser“ sein, sondern sie sollen eine möglichst vollständige Beispielsamm-
lung für die physische und politische Geographie enthalten, möglichst viele geographische Begriffe (Fjord-
bildung, Flufsmündungen, Seenbildung, Deltabildung, Meerenge, Inselbildungen, Hafenstädte, Gebirgszüge,
Vulkane, Thalbildungen u. a. m.) an typischen Beispielen zur Anschauung bringen und. dem Schüler den
Übergang von der Schulkarte zur General- und Specialkarte vermitteln. Dafs es nicht möglich war, für
diese Nebenkarten immer gleiche Mafsstäbe zu wählen, wird man begreiflich finden, hier kam es vor
allem darauf an, das darzustellende Gebiet thunlichst in dem zur Verfügung stehenden Raum unterzu-
bringen. Was die Darstellung von Städten und ihrer Umgegend betrifft, die in der neuen Bearbeitung
in gröfserer Zahl aufgenommen wurden, so ist die Einreihung auch dieser Nebenkarten keine Zufällig-
keit, sondern das Resultat eines wohlerwogenen Planes; sie sollen den Schüler befähigen, sich ein Bild
von der Lage gröfserer Weltstädte oder der bedeutenderen und wichtigen Städte seines deutschen Vater-
landes zu machen; sie sollen ihm zeigen, wie die Städte sich nicht zufällig entwickeln, sondern abhängig
sind von den physischen Verhältnissen oder sonstigen eigentümlichen Bedingungen ihrer Lage; sie sollen
ihm vor Augen führen, wodurch gewisse lokale Eigentümlichkeiten gewisser Städte bedingt sind — kurz,
sie sollen das Wort des Lehrers und des Lehrbuches anschaulich ergänzen. Dafs alle diese Kärtchen,
die früher den Hauptkarten an- oder eingefügt waren, sämtlich auf die halben Seiten verwiesen wurden,
so dafs die Karten auf den vollen Seiten von allem störenden und die Aufmerksamkeit ablenkenden
Beiwerk, auch von Legenden, Erklärungen und sonstigen überflüssigen Angaben und Einschaltungen, voll-
kommen entkleidet wurden, wird von der Schule gewifs mit Freuden begrüfst werden.
Es ist hier noch besonders auszusprechen, dafs eine Veränderung in der Darstellung der Terrain-
verhältnisse bei der Neubearbeitung nicht stattgefunden hat, sondern dafs die Gliederung der drei
Stufen: Tiefland bis 200 m, Hügelland von 200 bis 500 m, Hochland über 500 m, beibehalten wurde.
Die nötige Erläuterung für die im Atlas zur Anwendung gekommene farbige Darstellungsweise der
Terrainverhältnisse, sowie für die vorkommenden Zeichen und Schriftarten, giebt die auf Seite 1 be-
findliche Karte.
Entgegen der im Vorwort zur ersten Auflage ausgesprochenen Ansicht ist in der Neubearbeitung
auf allen physischen Karten die Darstellung der Meerestiefen zur Anwendung gekommen, jedoch schien
hierbei eine Beschränkung geboten, und es wurden daher nur die Tiefen von 0 bis 200 m und über 200 m
zur Anschauung gebracht. Über diese Norm gehen nur einzelne Specialkarten und die Karte der Plani-
globen, auf welcher Landhöhen und Meerestiefen in detaillierter Weise zur Darstellung kommen, hinaus.
Der Atlas ist für deutsche Schulen bestimmt. Man wird es daher erklärlich finden, wenn das
Deutsche Reich am reichlichsten mit Karten bedacht ist und auch dessen Beziehungen zu den benach-
barten Ländern auf den verschiedenen Karten möglichst ausgiebig zur Geltung gebracht worden sind.
Soweit es möglich war, wurde auch der deutschen Arbeit im Auslande gedacht. Wird der vaterlän-
dischen Geschichte jetzt in unseren Schulen mit Recht eine hohe Bedeutung beigelegt, so darf die