Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Andree-Schillmanns Berliner Schul-Atlas - S. IV

1905 - Berlin : Stubenrauch
Iy Ausschluß der Umgebung der beiden Pole in einem einheitlich zusammenhängenden Bilde so dargestellt, wie wenn sie die Ober- fläche eines Cylinders wäre, welcher die Erde im Äquator berührt. Die Mantelfläche dieses Cylinders wird dann gleichsam längs eines Meridians aufgeschnitten und so in der Ebene ausgebreitet gedacht. Die Folge davon ist, daß dann 1. die Parallelkreislinien sämtlich zu geraden Linien werden, welche, der Wirklichkeit ent- sprechend, einander streng parallel verlaufen; daß andererseits aber auch 2. die Meridianlinien ebenfalls zu miteinander gleichlaufenden geraden Linien werden, welche die Parallelkreislinien senkrecht durch- schneiden. Wenn aber dergestalt die Meridianlinien, statt wie auf dem Globus polwärts gegen einander immer mehr zusammenzulaufen, durch alle geographischen Breiten hindurch voneinander gleich weit, nämlich so weit wie auf dem Äquator entfernt bleiben, so ergibt das gegenüber der Wirklichkeit eine mit zunehmender geo- graphischer Breite immer mehr wachsende Ausein- anderziehung in westöstlicher Richtung. Die Größe dieser Auseinanderziehung in den verschiedenen geographischen Breiten ist aus der nachstehenden Tabelle zu ersehen. Größe der Lau 1 Längengrad auf gesetzt Geogr. Breite iengra.de, wenn dem Äquator = 1 wird. Größe des Längengrades Demnach Vergrößerungs- Verhältnis in Mercators Projektion; Größe bei . Wirkliche Mercator • Grftfle 0° 1,00 1 : 1 10» 0,98 i 0,98 20» 0,94 1 : 0,94 50° 0,87 1 i 0,87 40» 0,77 1 t 0,77 50* 0,64 1 ! 0,64 60# 0,50 1 : 0,50 70» 0,34 1 ! 0,34 80« 0,17 1 : 0,17 Um nun für diese einseitige westöstliche Dehnung ein gewisses Gegengewicht zu schaffen, veigrößerte Mercator in jeder geo- graphischen Breite auch den Abstand der Parallelkreislinien von einander in demselben Verhältnis, in welchem durch den Parallelis- mus der Meridianlinien dort die geographischen Längen über das wirkliche Verhältnis hinaus gedehnt werden. So wird durch diese mit zunehmender geographischer Breite stetig wachsenden Parallel- kreisabbtände (vgl. Fig. 2) in jeder geographischen Breite auch alles in nordsüdlicher Richtung um eben so viel auseinandergezogen, als es durch jene parallele Anlegung der Meridiane dort in westöstlicher Richtung gedehnt wird (also nach der obigen Tabelle z. B. in 30° Br. im Verhältnis von 1 :0,87, in 40° Br. wie 1:0,77, in 50° Br. wie 1: 0,64, in 60° Br. wie 1 : 0,50 u. s. w.). Folgen für die Bildgestaltung. 1. Nachteile: In einer auf Grund eines solchen Netzes entworfenen Erdkarte werden demnach alle Land- und Meeresflächen sowie Flüsse, Seen, Gebirge u. s. w, um so mehr gegenüber dem wirklichen Maßstabsverhältnis ver- größert, in je höherer geographischer Breite sie gelegen sind, und von ihren verschiedenen Teilen werden wiederum die weiter polwärts gelegenen (und zwar mit zunehmender geographischer Breite in immer höherem Maße) stärker vergrößert als die weiter äquator- wärts gelegenen. (Vgl. vor allem z. ß. des Gröflenverhältnis Grünlands zum Festland von Nordamerika sowie zu Südamerika oder Afrika, wie es auf der Mercatorkarte S. 8 erscheint, mit dem- jenigen auf einem guten Globus oder auf S. 54, 35 und 48; ebenso das Grösenverhältnis Skandinaviens zu Arabien, Nowaja Semljas zu Sumatra, Islands zu Borneo oder Nord- asiens etwa nördlich vom 40. Parallelkreis zu Südasien, oder auch dasjenige der Lena zum Hoangho auf der Mercatorkarte und auf der Karte von Asien S. 46 u. s. w.). Diese mit der geographischen Breite zunehmende Dehnung ist, wie die Tabelle zeigt, nur innerhalb der Tropenzone ganz unerheblich und bis etwa zum 30. Parallelkreis von geringerer Bedeutung. In den mittleren Breiten macht sie sich in schnell wachsendem Maße fühlbar*), um schon in der Breite von Kristiania und St. Peters- burg (60°) eine lineare Vergrößerung auf das Doppelte der wirk- lichen Maßverhältnisse zu erreichen und von da ab immer schneller beträchtlich zuzunehmen. (In der geographischen Breite des euro- päischen Nordkaps, 71°, beträgt sie linear das Dreifache der wirk- lichen Maßverhältnisse.) Es erscheinen daher auf einer Mercatorkarte, wenn man von den Meeresräumen absieht, besonders die Landmassen der höheren Breiten der nördlichen Halbkugel gegenüber den übrigen in starker Vergrößerung, und es dürfen darum auf das Bild der Länder und Meere, wie es sich auf einer solchen Karte darstellt, keine unmittelbaren Größenvergleiche, namentlich nicht für Gebiete verschiedener geographischer Breiten, begründet werden. (Größen- vergleiche sind auf solcher Karte nur auf Grund der betreffenden Ausdehnungsverhältnisse nach geographischen Breiten- und Längen- graden anstellbar.) 2. Vorteile: Aber diesen aus der Netzanlage notwendig folgenden beträchtlichen Mängeln stehen andererseits sehr bedeutende Vorteile gegenüber, welche diese (auf allen Seekarten zum praktischen Gebrauche der Seeschiffahrt ausschließlich verwendete) Projektion auch für die allgemeine Überschau über die ganze Erdoberfläche zu einer der wichtigsten und ganz unentbehrlich machen. Ist auch in den mittleren und höheren Breiten jene vorerwähnte mit wachsender Breite stark zunehmende Vergrößerung vorhanden, so bleibt dabei doch, vermöge der wie auf dem Globus aufeinander senkrechten Stellung der Meridiane und Parallelkreise, die Ähnlichkeit des Bildes überall wenigstens für jeden einzelnen kleinen Teil voll- kommen gewahrt. Vor allem aber wird hier ein einheitlich zusammen- hängendes und vermöge der durchgängigen Geradlinigkeit und Parallelität der Parallelkreise und Meridiane außerordentlich klar und einfach überschaubares Bild der gesamten Erdoberfläche mit alleinigem Ausschluß der hierbei nicht darstellbaren näheren Um- gebung der beiden Pole gegeben, das man, wenn alle Erdteile und alle Ozeane mit ihrer Umgebung unzerschnitten zur Darstellung kommen sollen, sogar ohne weiteres im Osten oder Westen ein Stuck verlängern kann (wie es z. B. auf S. 9 teilweise geschehen ist). Eben infolge jener durchgängigen Geradlinigkeit und Parallelität der Parallelkreise und Meridiane sind auf keiner anderen Darstellung der ganzen Erdoberfläche oder überhaupt großer Erdräume so leicht und klar wie auf einer solchen in Mercators Projektion durch die ganze Darstellung hin die geographischen Breiten und Längen der verschiedenen Örtlichkeiten zu ersehen und mit einander zu ver- gleichen. Für eine Reihe besonderer Zwecke wie z. B. die Ver- anschaulichung des Systems der Meeresströmungen, der Linien des Weltverkehrs u. s. w. ist diese Darstellung der Erdoberfläche die allein oder doch weitaus am besten geeignete. Ein Maßstab wird auch solchen Erdkarten in der Regel nicht beigegeben, da auf solchen ja, wie aus dem Obigen hervorgeht, in jeder geographischen Breite ein anderes Verkleinerungsverhältnis stattfindet, also Messungen mit einem Maßstabe überhaupt nicht tunlich sind. Die auf S. 8 angegebene Maße tabszahl bezeichnet das lineare Verkleinerungsverhältnis auf dem Äquator. Erdteil- und Länderkarten. Weit geringer als bei Karten der Erdhalbkugeln oder der ganzen Erde sind die oben erwähnten Störungen natürlich bei der Dar- stellung einzelner Erdteile und bei letzteren wiederum um so geringer, je kleiner der betreffende Erdteil ist. Bei der Darstellung einzelner Länder werden dieselben je nach der Ausdehnung der letzteren wiederum weiter verringert und kommen da für Zwecke des Schul- unterrichts überhaupt nicht in Betracht. Erdteile: a) Europa (S. 14—16), Asien (S. 46, 47), Nord- amerika (S. 54), Südamerika (S. 55) — sowie auch Vereinigte Staaten und Mittelamerika (S. 53) und Rußland (S. 44). Hier ist die sogenannte Bonne’sche Projektion angewendet (vgl. Fig. 3). Die Parallelkreislinien sind konzentrische Kreisbogen, welche wie auf dem Globus durchweg gleich weit von einander abstehen. Der als Mittelmeridian der Darstellung angenommene Meridian ist gerad- linig und senkrecht ausgezogen **). Dann sind von ihm aus aut jedem *) Sie beträgt z. B. in der Breite von Rom (42*) 1; 0,74, in derjenigen von Berlin (521/,) bereits 1 :0,61 **) Der für den Netzentwurf angenommene Mittelmeridian braucht aber nicht not- wendig auch einer der im Druck wiederzugebenden Meridiane zu sein, wenn aus Rücksicht auf die Ausdehnung des darzustellenden Gebietes eine andere Wahl zweckmäßiger scheint. Vgl. z. B. die Karte von Asien (S. -46, 47), wo der nicht mit wiedergegebene 85. Meridian Östlicher Länge, sowie die Karte von Südamerika (S. 55), wo der 55. Meridian westlicher Länge als Mittelmeridian genommen ist.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer