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1. Erzählungen aus der Sage und Geschichte - S. 37

1916 - Leipzig : Voigtländer
Die Schildbrger. 37 nrrische Streiche, zuerst mit Absicht; doch nach und nach wurde ihnen die Narrheit so zur Gewohnheit, da sie nur noch nrrisch denken und handeln konnten. So bauten sie ein dreieckiges Rathaus und machten keine Fenster in die Mauern, so da es innen stockstunkel war. Dann suchten sie das Sonnenlicht mit Tpfen und (Eimern, mit Krben und Scken hereinzutragen. Ja, einer wollte das Licht in einer Mausefalle fangen. Rls das nichts half, deckten sie auf Hat eines Hemden das Dach ab und freuten sich, da sie nun im hellen beraten konnten. Doch als es Winter wurde, hatten sie unter Regen, Schnee und Strmen zu leiden. Da deckten sie die Siegeln wieder auf; doch jetzt wurde es auch wieder dunkel im Rathaus. Nun steckte jeder einen brennenden Kienspan auf seinen Hut, und sie hielten so ihren Rat. Endlich sah einer, wie durch einen kleinen Mauerritz das Licht in das Rathaus schimmerte, und machte den Vorschlag, Fenster in die Mauern zu brechen. Jetzt aber wollte ein jeder ein besonderes Fenster fr sich haben. (Ein andermal berieten sie, wie sie sich einen Vorrat von Salz schaffen knnten. Da meinte einer: Xdeil der Zucker wachse, so msse man auch das Salz, das dem Zucker so hnlich sei, auf dem Felde ziehen knnen. So pflgten sie einen Acker aufs beste und [eten Salz-Krner. (Es whrte auch nicht lange, so fing der Acker an aufs schnste zu grnen. Die Schildbrger waren voller Freude und sahen alle Tage nach, ob das Salz wchse. Wirklich blhte und reifte das Salzkraut; aber es waren Brennesseln. Rls nun einmal ein Schildbrger von dem edlen Salzkraut kostete, da bi ihn die Nessel so in die Zunge, da er htte vor Schmerzen schreien mgen; aber gerade das machte ihn frhlich. (Er rannte in die Stadt, lutete mit der groen Glocke, da die Schild-brger zusammenkmen, und sagte ihnen: Seid frhlich und gutes Mutes; das Salzkraut ist schon so scharf, da es mich auf der Zunge gebissen hat. Das wird sehr gutes Salz." Da kosteten auch die andern Schildbrger und waren sehr stolz. Doch als die Zeit der Ernte ge= kommen war und sie das Salzkraut mit Sicheln schneiden wollten, da war es so hitzig, datz es allen die Hnde verbrannte. Handschuhe wollten sie aber nicht anziehen, weil der Sommer so heitz war. Nun meinten einige, man sollte das Salzkraut mit Sensen mhen wie Gras, und andere rieten, man sollte die Stengel mit einer Rrmbrust abschieen. Das letztere gefiel ihnen gut. Doch weil sie keinen Rrmbruftfchtzen hatten, so mute das Salz auf dem Felde bleiben, und sie hatten weniger wie vorher, denn was nicht zum Essen ntig war, das hatten sie ausgeset. Rls einmal ein Krieg drohte, wollten sie ihre Rathausglocke in
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