1905 -
Halle a.d.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Brettschneider, Harry
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
I. Das Julisch-Claudische Haus (31 v. Chr. bis 68 n. Chr.).
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Octavia, M. Claudius Marcellus (23 v. Chr.) starb und ihre
Söhne aus ihrer zweiten Ehe mit M. Yipsanius Agrippa, des
Augustus treuem Freunde, C. und L. Cäsar, gleichfalls jung starben,
auch Livias, des Kaisers dritter Frau, jüngster Sohn aus ihrer
Ehe mit Ti. Claudius Nero, Nero Claudius Drusus, dahingegangen
war, so entschloß sich Augustus, widerwillig und zögernd, seinen
älteren Stiefsohn Tiberius Claudius Nero, der ihm stets un-
sympathisch war, zum Nachfolger zu bestimmen und zwang ihn
nach Agrippas Tode zur Scheidung von Yipsania Agrippina und
zur Ehe mit Julia. Auch sonst hatte der Kaiser in seiner Familie
vielen Kummer, besonders wegen des sittenlosen Lebens der Julia
und ihrer Tochter Julia Ii. Er starb 14 n. Chr. zu Nola 76 jährig.
Die Regierung des Augustus, dessen Berater Agrippa, ein
tüchtiger Feldherr und ein Yerwaltungstalent, und der aus etrus-
kischem Adel stammende Ritter C. Cilnius Mäcenas, ein feiner
Diplomat und Beschützer der Künste, waren, brachte dem Reiche
großen Segen und war des großen Lobes der Dichter jener Zeit
im ganzen wohl würdig. Es ist bezeichnend, daß unter der
Wirkung des von Augustus gesohaffenen Friedens die Literatur
erblühte: Dichter wie P. Yergilius Maro, der Yerfasser des
nationalen Epos „Äneis“, Q. Horatius Flaccus, der in den
„Oden“ den heiteren Lebensgenuß besang, aber auch die sittliche
Tüchtigkeit früherer Zeiten und die Verdienste des Augustus feierte
und in den „Satiren“ und „Episteln“ die Torheiten der Zeit
humorvoll geißelte, P. Ovidius Naso, der Schöpfer der „Meta-
morphosen“, die Elegiker S. Propertius und Albius Tibullus,
Geschichtschreiber wie Titus Livius, der die Geschichte Roms von
seiner Gründung bis zum Tode des Drusus erzählte, sie gehören
neben den älteren Schriftstellern Cicero, Cäsar, der den gallischen
und den Bürgerkrieg erzählt hat, und Sallustius, dem Geschicht-
schreiber der Kriege gegen Jugurtha und Catilina, zu den bedeu-
tendsten Erscheinungen der römischen Literatur. Wenn Augustus
von Heuchelei und Verstellung nicht frei war, so ergab sich das
schon aus der Art, wie der Principat begründet worden war. Es
ist begreiflich, daß sein Regiment auch vielfachen Widerspruch
hervorrief; die berühmteste Verschwörung, die des Cornelius
Cinna, entwaffnete er durch Begnadigung ihres Hauptes.
Brettschneider, Hilfsbuch. V. 10