1907 -
Breslau
: Priebatsch
- Autor: Urbanek, Rudolf, Clemenz, Bruno, Pfeiffer, Richard, Priebatsch, Felix
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Schlesien
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Schlesien
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Koppe ist auch Granit emporgehoben gegen den Glimmerschiefer
und hat gerade am Nordabhauge des Koppenkegels eine lange
nach Norden reichende Zone Koutaktschieser erzeugt.
Der Rieseugruud war zur Eiszeit eilt Gletscher oder Firn-
becken. Die Gletscher- und Schneemassen sind die Gewalten, die
seine Felshänge so glatt abgehobelt haben. Aber der Niesengrund
ist älter als die Eiszeit und gibt von der umgestaltenden Kraft
der Wasser, des Schnees und Eises eine leise Ahnung. In den
Hvhlkesseln, wie der Riesengrund ist, liegt ein Charakterzug der
landschaftlichen Physiognomie des Riesengebirges.
V. Poesie des Wesengebirges. Die Großartigkeit der
Riesengebirgsnatnr hat gewaltigen Einfluß ans den Menschengeist.
Mancher kommt verändert aus dem Gebirge zurück, die Natur-
gewalt hat in seinem Innern eine Wandlung hervorgebracht.
Poetische Naturen siud zum Poem hingerissen worden. Gerade
tief empfindende Seelen suchen die idyllische Stille der Täler auf.
Mau fühlt, was Tralles^) beim Anblick des Riesengrnndes
etwa empfunden haben mag:
Himmel, was für eine Last, Rieseil gleich gewachsener Berge!
Gegen die die Nachbarn nur so als wie verseßue Zwerge,
Die, wenn sie sich noch so trotzig brüsten, strecken und erhöhn,
Nur wie kleine Maulwurfshaufen, seichte, platt und niedrig stehn.
Seh ich doch den langen Strich dieser wundervollen Höhen
Als ein prächtiges Gebäu wie auf Marmorpfeilern stehen,
Das, wenn es emporgedrungen und sich in die Luft gestreckt,
Die gewölbte Last der Wolken gleichsam als das Dach bedeckt.
Aber auch was für ein Blick unermeßlich tiefer Gründe!
Was für Höhlen voller Graus, was für aufgerissene Schlünde!
Deren schreckenvolles Ende, das sich ins Verborgene zieht,
Ohn Abscheulichkeit und Schwindel nie ein menschlich Ange sieht.
Eine geographisch wie ästhetisch gleich wertvolle Schilderung
einer Koppenbesteigung gibt Moltke in seinem Briefe an die
Mntter vom 13. September 1828:
„Die Reise nach dem Riesengebirge ist gemacht. Sie wurde
unter unglücklichen Auspizien angefangen, aber mit dem größten
i) Ein schlesischer Arzt, der 1750 ein umfangreiches Gedicht über das
Riesengebirge veröffentlichte; neu erschienen 1906 bei Heckner in Wolfenbiittel.