1907 -
Breslau
: Priebatsch
- Autor: Clemenz, Bruno, Urbanek, Rudolf, Pfeiffer, Reinhold
- Hrsg.: Priebatsch, Felix
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Schlesien
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Schlesien
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Händler aus dem Süden und Norden, deren Wege sich hier
kreuzten, hervorriefen. Breslaus Markt war früh ein Stapel-
platz aller gangbaren Handelsartikel, namentlich für Salz, Fische,
Tuche, Eisen.
Der erste schlesische Schriftsteller, der Breslau geschildert hat,
der Humanist Barchel Stein (1512) sagt von Breslaus Handel
ganz richtig:
„Hierher brachte man aus dem fernsten Norden und Osten
Europas, was wertvolles und nützliches das ganze sarmatifche
Tiefland erzeugt; hierher führten Rnthenen, Walachen, Litauer,
Preußen, Mafuren, Polen die Waren zusammen, welche die
Natur, nicht eigene Betriebsfamkeit, ihnen bereitet, und anderer-
seits strömte hierher aus ganz Deutschland, was die Kunstfertig-
keit schaffte zu Nutz und Zierde des Lebens, namentlich Stoffe
zur Kleidung."
Handel bringt Wandel, fördert die Kultur, und Recht behält
derselbe Chronist auch, wenn er bemerkt:
„So halte ich es für eine ganz unzweifelhafte Wahrheit, daß die
ganze Kultur Schlesiens, aller Wohlstand und alle Bildung be-
gönnen hat von Breslau, wo zuerst eine lebhafte Handels-
bewegung der umwohnenden Völker sich einstellte; nachher sind
auch andere Städte emporgekommen."
Aber nicht nur von auswärts strömten die Güter dem Kauf-
mann zu, Breslau selbst erfreute sich schon im Mittelalter einer
blühenden Produktion. Im Jahre 1333 zählte die Tuchmacher-
zuust Breslaus 900 Köpfe.
Wie sah es damals auf dem Ringe ans?
Drei Reihen fester Verkaufsstätten überquerten den Ring in
westöstlicher Richtung. Sie waren gruppenweise von bestimmten
Handelsinteressen eingenommen, am meisten von Tuch- und
Eisenhändlern. Es waren bandenähnliche Holzhütten, fest an-
einandergefchlossen, wie sie etwa noch bis vor wenigen Jahren
an Weihnachten den Breslauer Ring füllten.
Hierzu kam nun eine andere Gattung von Verkaufsstätten,
die nicht fest gemauert wareu, sondern ursprünglich nur beweg-
liche Buden oder Schrägen bildeten. Ihre Zahl stieg bald sehr
hoch, und sie wurden auch schou im Mittelalter grundfest. In
großer Anzahl standen sie in der nördlichen Reihe, an das