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1. Landschaft im oberschlesischen Industriebezirk - S. 8

1907 - Breslau : Priebatsch
8 auf, ein „Schacht" wird abgetäuft, und der ehrsame Bergmanns- stand hält seinen Einzug in die Gegend. Die Dampfventile der Fördermaschinen beginnen zu fauchen, über dem Schacht erhebt sich der Förderturm, das Bergglöcklein ruft die Knappen zur Arbeit, und bald lagern auf dem Grubenhofe lange Reihen von aufgeschütteten Kohlenstücken, die Kohlenhalden. Hatte der Hüttenbetrieb den ausgedehnten Wald beinahe vernichtet, so ging der Bergbau der Landwirtschaft hart zu Leibe. Man merkte wohl anfangs nichts von der Arbeit des Berg- manns, hin und wieder hörte man nur in stiller Kammer ein dumpfes Dröhnen, wenn tief unten ein Sprengschuß entzündet wurde. Aber mit der Zeit gingen an der Oberfläche der Erde erschreckende Veränderungen vor. Mitten in die Felder hinein klafften lange Risse, die sich von Tag zu Tag verbreiterten. Da und dort geriet die Erde iu kreisende Bewegung, senkte sich, und ein tiefer Trichter gähnte dem Wanderer entgegen. Der Landmann floh entsetzt aus der gefährlichen Gegend und über- ließ den Boden sich selbst, der bald einen verwilderten Charakter annahm. Was war da in der Tiefe geschehen? Die abgebauten Strecken waren vom Bergmann verlassen worden, auf dem Gewölbe der hohlen Räume lasteteu mit furchtbarem Druck die oberen Erd- und Gesteinsschichten, bis eines Tages der Druck siegte und die Decke zusammenstürzte. Der Bruch setzte sich bis zur Oberfläche fort, die Brüche folgten dem Bergbau auf dem Fuße, und über Tage entwickelte sich das unheimliche Bruch- feld, dem die Landwirtschaft, Hütten, Häuser, ja sogar ganze Kolonien zum Opfer fielen. Nicht immer stürzten die abgebauten Strecken sofort ein, das „Gebirge" über ihnen hielt trotzig den furchtbaren Druck aus. Durch die in undurchdringlicher Nacht und tiefem Schweigen liegenden Stollen strich die kühle Luft, die an irgend einem Punkte des Bergwerks Zutritt in die Tiefe gefunden hatte. Unter ihrem Hauche beginnt in dem stillen Revier ein sonder- bares Leben. Die Kohlenstänbchen trinken gierig den Sauerstoff der Luft, so gierig, daß sie vor Freude erglühen und ein leises Knistern hören lassen. Immer zahlreicher werden die feurigen Augen, immer stärker wird das Knistern, immer heftiger drängt
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