1889 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Tromnau, Adolf
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Deutschlands Kolonieen.
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zur Südgrenze der portugiesischen Besitzungen, d. i. vom 29.° bis
18.° südl. Br. Die Grenzen bilden im Westen das Meer, im Süden
der Oranjefluß bis zum 20.° östl. L. v. Gr., im Norden der Kunene-
fluß bis zu seinen Kamafällen, von wo aus die Nordgrenze in öst-
licher Richtung bis zum Fluß Kubango fortschreitet, dem Strom-
lauf dieses Flusses bis Andara folgt und dann östlich bis zum
Sambesi reicht. Die Ostgrenze bildet vom Oranjefluß aus der
20.° östl. L. Er trennt den deutschen Besitz von dem englischen
Betschuanenlande. Unter dem 22.° südl. Br. wendet sich die
Grenze im rechten Winkel nach Osten und reicht ohne näher be-
stimmten Endpunkt tief ins Innere von Afrika.
Die Küstenstrecke dieses Schutzgebiets beträgt gegen 200 Meilen
oder 15001cm, d. i. ungefähr die Entfernung von Stettin bis
Neapel, in der Luftlinie gemessen. Die durchschnittliche Breite des
südlichen Teiles mißt 400 km, die des nördlichen Gebiets dagegen
mehr als das Doppelte, so daß sich ein Flächenraum von gegen
1000 000 qkm für Deutsch - Südwestafrika ergiebt. Auf diesem
weiten Gebiete wohnen indes nur etwa 400000 Menschen. —
Den südlichen Teil, welcher die ersten Erwerbungen des Deutschen
Reichs umfaßt, bezeichnet man nach den Bewohnern als Groß-
Namaqualand. Eine Unterabteilung desselben bildet der Küsten-
strich von Angra Pequena und Lüderitzland. Im Norden und
Nordosten von Namaland liegt Damaraland, auch Hereroland
genannt, während das nördliche Küstenland Kaokoland und das
östlich davon im Innern gelegene Gebiet das Land der Ovambo
ausmacht. Die Walfischbai, ungefähr in der Mitte der Küsten-
strecke gelegen, ist englisch.
b) Bodenform und landschaftliches Gepräge. Der See-
sahrer, welcher sich der Küste dieses südwestafrikanischen Gebiets
nähert, erblickt ein welliges, von mächtiger Brandung umtostes
Dünengelände, nur hier und da von öden Felspartieen unter-
krochen, die den starren, traurigen Anblick womöglich noch erhöhen.
In einförmigen Linien, hafenarm (nur zwei nennenswerte Häfen,
Angra Pequena und die Walfischbai, sind vorhanden), streicht die Küste
dahin. Der ungeheure Fischreichtum des Meeres lockt große Scharen
von Seevögeln herbei, welche Leben und einige Abwechselung in die
einförmige Landschaft bringen. Auf den Küsteninseln, Lagunen und
während der Ebbe trocken gelegten Sandbänken wimmelt es von
Flamingos, Pelikanen, Pinguinen, Möwen und Tauchervögeln.