1889 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Tromnau, Adolf
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
46
Deutschlands Kolonieen.
[310
denen auch die Ricinusstaude angehört. Wilde Gurken, Kürbisse,
Melonen, allerlei Wurzeln und Knollen liefern eine saftige Nah-
rung und werden namentlich an Flußufern als beliebtes Küchen-
gemüse gezogen. — Im nördlich gelegenen Lande der Ovambos
trifft man außer Steppen- und Weideland auch große Getreide-
felder an, da hier eine reichlichere Bewässerung vorhanden ist. —
Wälder nach deutschem Begriff findet man im ganzen Gebiete
äußerst selten. Doch ist Niederholz und Gebüsch in mehr als
40 Arten vertreten. Wilde Feigenbäume, Akazien, darunter die
durch ihr steinhartes Holz bekannte Giraffenakazie, Dorngebüsch,
Cypressenarten, Schwarzebenholzbäume u. a. treten namentlich an
den Flußufern als Buschwerk und Niedergehölz auf. Die Berg-
hänge sind oft durch Farnbäume und Baumlilien bestanden. Gut-
bewaldete Berglandschaften zeigt das Ovamboland; Sumpfwal-
düngen kommen um den Ngamisee vor.
Die Tierwelt weist, dem Steppencharakter des Landes ent-
sprechend, eiue Menge Weidewild auf. Antilopen, Büffel, Gnus,
Giraffen, Zebras und Quaggas finden hier reichliche Nahrung,
werden aber immer mehr nach dem unbekannten Innern Afrikas
gedrängt. In höherem Maße noch ist dieses der Fall mit den
großen Dickhäutern, den Elefanten und Nashörnern, die hier nur
noch um den Ngamisee anzutreffen sind. Auch der Löwe kommt
hier nur noch äußerst selten vor, ist weiter nach dem Innern ge-
wandert und hat diese unsicheren Jagdgründe den Leoparden und
Schakalen überlassen. Nagetiere und Wildhühner finden sich im
Steppengebiet in großer Anzahl. Der Strauß wird seiner kost-
baren Federn wegen gejagt und neuerdings auch gezüchtet. In
dem Buschwerk nisten Webervögel und Sittiche. In den Berg-
Wildnissen und Gebirgen hausen Gemsen und Gazellen, und über
den felsigen Schluchten schwebt beutesuchend der Lämmergeier. —
Die niedere Tierwelt weist mancherlei für Menschen und Haus-
tiere sehr schädliche oder lästige Arten auf: Bipern, Skorpione,
Schlangen, Termiten, Moskitos, giftige Eidechsen und Heuschrecken-
schwärme.
An nutzbaren Mineralien ist das Land nicht arm. Bereits
zu Ende der fünfziger Jahre hatte eine englische Gesellschaft im
Hinterlande der Walfischbai in der Nähe einiger Missionsstationen
Kupferminen angelegt, die anfänglich sehr gute Ausbeute abwarfen.
Durch verschiedene Ursachen (die damalige Unsicherheit in dem un-