1889 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Tromnau, Adolf
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die deutschen Kolonieen in der Südsee.
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und Fische. Gebrannte Kochtöpfe und Wasserbehälter sind ihnen
nicht unbekannt.
Ihre Wohnungen sind am Meere und an den Flüssen Pfahl-
bauten, welche entweder durch eine schmale Brücke mit dem
Lande verbunden sind oder durch Kanoe und Bambusleiter erreicht
werden. Wahrscheinlich hat die Furcht vor feindlichen Überfällen
zu dieser Bauart geführt. Mit ihren Waffen aus Stein, Holz,
Horn und Muscheln erinnern diese Häuserbauten an die Pfahl-
bauten aus der Steinzeit in der Schweiz. Im Innern des Landes
trifft man Dörfer von 20 bis 30 Hütten, die von Kokospalmen,
Bananen und Zierpflanzen beschattet und vom Urwald umschlossen
sind. Die kleinen Hütten mit dem seitlich gerundeten, breiten,
stumpfwinkligen Dache zeigen im Innern die einfachste Einrichtung
mit einer Feuerstätte. Sie dienen der Familie zur Schlafstätte
und Unterkunft bei schlechter Witterung. Die ledigen jungen
Männer wohnen in einer besonderen, geräumigen Hütte, die man
als „Junggesellenhaus" bezeichnet hat und die im Innern nicht
selten allerlei Schmuck und Schnitzwerk birgt.
Obwohl die Anwohner der Flüsse und Meeresküste die Fische
als Nahrungsmittel wohl zu schätzen wissen, sind die Papuas
doch im allgemeinen mehr auf Pflanzenkost angewiesen und müssen
demgemäß der Pflege des Landbaues einige Aufmerksamkeit zu-
wenden. Doch wird diese Arbeit nur von den Frauen geleistet.
Der Anbau von Reis, Aams und Zuckerrohr, sowie die Pflege
der Kokospalme, Sagopalme und Banane ist ihnen wohlbekannt.
Die Männer führen ein Faulenzerleben und sind jeder ernsten
Arbeit abgeneigt, deshalb auch zu Plantagenarbeiten nicht zu ge-
brauchen.
Der Grundcharakterzug ist bei den Papuas in Kaiser-
Wilhelms-Land Gutmütigkeit, Zufriedenheit, Ehrlichkeit und Fried-
lichkeit. Nur einmal ist es auf einer Station zu feindseligen
Äußerungen der Eingebornen gegen die Weißen gekommen. Sie
haben schnell gelernt mit den Weißen umzugehen, mit ihnen zu
feilschen und zu schachern, nur nicht, für sie zu arbeiten. Der
Umstand, daß die Weißen auf einzelnen Stationen Weiber und
Kinder mitgebracht haben, bürgt den Papuas für die friedliche
Absicht der Fremden.
Ihre Religion ist ein Ahnenkultus. Der Schädel des Ver-
storbenen, des Freundes und des Feindes, wird zum Hausgötzen,