1889 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Tromnau, Adolf
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Deutschlands Kolonieen.
den man bei wichtigen und unwichtigen Dingen um Rat fragt,
und dem man großen Einfluß und große Macht zuschreibt. Kriege
haben oft die Gier nach Schädeln als alleinige Ursache.
y) Holoniallhiiligkeit,
a) Verwaltung. Die Kolonialthätigkeit schreitet auf Kaiser-
Wilhelms-Land rüstig vorwärts. An der Spitze der Verwaltung
steht ein Landeshauptmann, welcher seinen Sitz in der Haupt-
station Finschhafen hat. Die Erforschung der Küsten ist ziemlich
beendet, und die des Landinnern wird in immer größerer Aus-
dehnung unternommen. An der Küste sind mehrere günstige Häfen
ermittelt und Stationen für Handel und Plantagenversuche er-
richtet. In Finschhafen befinden sich außer dem Wohnhause des
Landhauptmanns zahlreiche Wohn- und Arbeitshäuser, Speise-
anstalten und Krankenhäuser, Bureaugebäude und Schuppen, eine
Schmiedewerkstätte und ein Sägewerk. Da man die Eingebornen
als Plantagenarbeiter nicht brauchen konnte, brachte man Arbeits-
kräfte aus dem Bismarck-Archipel in die Versuchsplantagen. Gegen-
wärtig beschäftigt man deren fast 500. Wälder wurden gelichtet
und der Boden mit Baumwolle, Reis, Mais, Zuckerrohr, Jams,
Taro und Tabak bepflanzt. Die Fruchtergebnisse waren über-
raschend gute, und da man einzelne Früchte zweimal im Jahre
ernten kann, verspricht man sich großartige Erfolge. (Die Kom-
panie beschickte die internationale Gartenbau-Ausstellung, welche im
August 1888 zu Köln stattfand, mit einer Sammlung von 79 Holz-
proben, zahlreichen Früchten, Vögeln, Schmetterlingen und an-
deren Insekten aus dem Schutzgebiet und erhielt mehrere Preis-
Medaillen.)
Das ganze Schutzgebiet (mit Bismarck-Archipel) ist dem Welt-
postverein beigetreten, und zwischen Finschhafen und Cooktown
in Australien finden vierwöchentlich regelmäßige Fahrten statt.
b) Mission. Bayerische und rheinische Missionsgesellschaften
haben mehrere Missionsstationen errichtet und sind unermüdlich
thätig, unter den Eingebornen das Christentum zu verbreiten.
Freilich wird diese Thätigkeit sehr erschwert durch die zahllosen
Sprachdialekte der Eingebornen, die auch der übrigen Kultur-
thätigkeit sehr hindernd im Wege stehen. (Die beiden wichtigsten
Missionsstationen sind Simbang bei Finschhafen und Bogadjim
bei Konstantinhafen.)