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1. Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien - S. 10

1910 - Paderborn : Schöningh
10 Deutsche Forschertätigkett in Afrika und Asien 35 Grad Neigung empor, so daß ihr ohne Eispickel absolut nicht beizukommen ist. Daß die Besteigung des Kibo von hier aus unternommen werden könne, war nun keine Frage mehr; daß aber weiter oben kein unbezwingliches Hindernis auftreten würde und daß unsere Kräfte ausdauern würden, war keines- wegs fraglos. Es ist ein großer Unterschied, ob man zu einer solchen hochalpinen Erstlingstour von einer Alpenschutzhütte auszieht oder aber von einem kleinen Zelt, nachdem man vorher einen zweiwöchigen Gewaltmarsch durch ostafrikanische Steppen- und Waldwildnisse gemacht hat; ob man mit Brot, Schinken, Eiern und Wein verproviantiert ist, oder ob man nur minderwertiges Dörrfleisch, kalten Reis und Zitronensäure mit sich führt. Von letzterer Proviantart versuchten wir mehr- mals etwas zu uns zu nehmen, aber die durch die große Höhe und Anstrengung verursachte Appetitlosigkeit gebot rasch Einhalt. So suchten wir bald die Schneebrillen hervor, rieben Gesicht und Hals mit Geltschersalbe ein und banden uns das Seil um den Leib. Purtscheller schnürte sich außerdem noch seine Steigeisen an die Füße, während ich mich auf meine gut vernagelten und verklammerten Stiefel verlassen mußte. Um Va\ Uhr begann mit einem ermunternden „Los!" die schwierige Arbeit des Stufenhauens. In dem glasharten, im Bruch wasserhell glänzenden Eis erforderte jede Stufe 8 bis 10 Pickelhiebe. Langsam ging es an der glatten Wand empor, anfänglich wegen ihrer Steilheit schräg nach rechts hinauf, dann gerade auf den Gipfel zu. Hier aber senkt sich das Eis in eine breite Mulde ein, die weiter bergab in jenes Steiltal ausläuft, das wir am Morgen traverfiert hatten, und legte sich eine so bedrohliche Reihe von Schründen und Klüften vor unfern Weg, daß wir befürchteten, von unserm Ziel abgeschnitten zu werden. Purtscheller untersuchte die alten Schneebrücken und Eisstege mit dem Pickel; sie hielten, und nach vorsichtigem Darübergleiten standen wir 12 Uhr 20 Minuten unter der letzten, steileren Erhebung des Eis- Hanges in 5700 Meter Höhe. Hier benannte ich in dank- barer Erinnerung an meinen verehrten Freund, den verdienten Geographen und Alpenforscher Friedrich Ratzel, den über- schrittenen ersten Gletscher des Kilimandjaro „Ratzelgletscher".
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