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1. Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien - S. 11

1910 - Paderborn : Schöningh
Besteigung des Kilimandjaro 11 Die Wölbung der Eiskuppe, die vom Plateau aus als die höchste erscheint, hatten wir nun unter uns; vom Tiefland mit seinem Wolkenmeer war nichts mehr zu sehen. Ich spreche immer nur von „Eis", weil der ftibo in diesen Tagen gar keinen Schnee hatte. Was von unten als eine weißglänzende Schneedecke erschienen war, ist die von Wind und Sonne angefressene Oberfläche des Eismantels, der, durchschnittlich 60 bis 70 Meter dick, als eine kompakte Masse den Fels- hängen des alten Vulkans aufliegt und überall echten Gletscher- charafter annimmt, wo er in Bodensenkungen sich Zungen- förmig talwärts erstreckt. Obwohl die Temperatur nur wenig über 0° schwankte, wirkte doch der Sonnenreflez, der in dem geringen Wasserdampf der dünnen Höhenluft nur wenig abgeschwächt wird, vom Eis durch Schneebrille und Gletscher- salbe so intensiv hindurch, daß sich uns später die Haut von Hals und Gesicht ablöste und meine Augen tagelang der dunkelblauen Schutzbrille bedursten. Das Erscheinen einiger kleiner Nebelwölkchen in unserer Höhe scheuchte uns aus einer längeren Rast auf. Beim Weiter- steigen empfanden wir aber die Atemnot so stark, daß wir alle 20 Schritt ein paar Sekunden stehenbleiben mutzten, um weit vornübergebeugt nach Luft zu röcheln. Der Sauerstoffgehall der Luft beträgt ja hier in 5800 Meter Höhe nur 48 %, der Feuchtigkeitsgehalt sogar nur 15% von jenem im Meeres- Niveau. Kein Wunder, daß unsere Lungen so arbeiteten und unsere Beine so schwer wurden, denn Sauerstoff- und Feuchtig-- keitsmangel, übergroße körperliche Anstrengung und die hoch- gradige psychische Spannung vereinigten sich, um den Organis- mus zu erschöpfen. Die Eisoberfläche wird nun zusehends zerftessener. Mehr und mehr nimmt sie jene Beschaffenheit an, wie sie aus den südamerikanischen Anden als „nieve de los penitentes", als „Büßerschnee", beschrieben wird. In Rillen und Furchen, in Schneiden und Spitzen bis zu 2 Meter Tiese zerschmolzen, bietet das Eisfeld dem steigenden Fuß Hindernisse dar wie ein Karrenseld. Da wir oft bis an die Brust einbrachen, nahmen unsere Kräfte in besorgniserregender Schnelligkeit ab. Und immer nock wollte der oberste Eisgrat nicht näher kommen.
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