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1910 -
Paderborn
: Schöningh
- Autor: Bachmann, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
24 Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien
einmal in der Hauptstadt Abesche unter dem Schutze des
Königs Ali, so drohe mir keine Gefahr mehr; doch dürfe ich
das Land nicht „aufschreiben", unterwegs die Leute nicht
ausfragen und in Abesche keinen Versuch machen, im Lande
herumzureisen. Nun konnte ich endlich an die Vorbereitungen
zur Verwirklichung meines Planes gehen. Schwierigkeiten
machte noch mein Geldmangel. Zwar hatte die heimische
Regierung, wie mir Briefe aus Tripolis mitteilten, 2000
Mariatheresientaler angewiesen, aber angekommen waren sie
noch nicht. Die Güte des Scheich hat mich in den Stand gesetzt,
die nötige Ausrüstung und die Geschenke für die Könige von
Wadai und Darfur rasch zu beschaffen, und am 1. März 1873
konnte ich mich von dem edlen Bornufürsten verabschieden und
den Weg von Kuka nach Abesche antreten, der etwa 1000 Kilo-
meter beträgt und von den Karawanen in 28 bis 34 Tagen
zurückgelegt wird. Er ging mit geringen Abweichungen immer
nach Osten. Mit mir reisten der Wadaigesandte Otman, ein
Schoa-Araber Abo, der aus Wadai verbannt war und jetzt
die Gnade des Königs zu erlangen hoffte, einige in Wadai
geborene Leute von Bornu und zahlreiche Pilger.
Bei der Stadt Gulfei am Schari endigte das erste Viertel
unseres Weges, das in das Gebiet von Bornu fällt; für das
zweite Viertel bis zum Fitrisee mußten wir uns mit Getreide
versehen. Der tropische Pflanzenwuchs am Schari wird hier
durch die Steppenvegetation abgelöst. Fruchtbarer ist wieder
das unter der Votmäßigkeit Wadais stehende Land um den
Fitrisee, ein etwa zwei Tagereisen im Umfang messendes ovales
Becken ohne Abfluß, das während der Regenzeit weithin die
Ufer überschwemmt.
Das Fitrigebiet soll etwa 100 Ortschaften zählen. Sein
Beherrscher Dschurab behandelte mich freundlich. Wir fanden
ihn in einer gewöhnlichen Hütte auf einem einfachen Teppich
sitzend, mit einer langen Tode von mäßiger Reinlichkeit be-
kleidet. Der gegen 60 Jahre zählende kräftige Mann recht-
fertigte in der Unterhaltung den ausgezeichneten Ruf, den er in
Bornu wie in Wadai genoß. Er zeigte sich verständig, im
Sinn der dortigen Welt gelehrt und versicherte mir, daß ich
ungefährdet meine Reise fortsetzen könne.