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1. Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien - S. 27

1910 - Paderborn : Schöningh
Beim Herrscher von Wadai 27 seine eigenen Antworten wurden mit größter Besonnenheit, Ruhe und Höflichkeit gegeben. Ich hatte in jenen Ländern noch keine Person, noch weniger einen Sultan kennengelernt, der mir einen so verständigen, einfachen, würdigen und selbst- bewußten Eindruck gemacht hätte als der gefürchtete König von Wadai. Auch seine äußere Erscheinung war nichts weniger als abstoßend. Er war ein kräftiger Mann von etwa 35 Jahren, mit spärlichem Bart, einer ins Rötliche spielenden dunklen Hautfarbe, mäßig entwickelter Nase, wenig hervortretenden Backenknochen, eher hübschen als häßlichen Gesichts. Bei der Verabschiedung versprach er mir nochmals voll- ständigste Sicherheit, riet mir aber, zunächst meine Wohnung nicht zu verlassen, da er Ausschreitungen seiner etwas rohen Untertanen befürchte. Einer seiner persönlichen Diener führte mich zurück. Diese Vorsicht ist geboten, denn besonders gegen Abend wimmelte die Swdt von trunkenem niederem Volk, das selbst die grenzenlose Furcht vor dem König nicht ganz von seinen geliebten blutigen Raufereien abhielt. Keine Woche verging ohne schwere Gewalttaten. Das Messer oder eine am unteren Ende mit Eisenringen versehene Holzkeule waren stets zur Hand. Besonders verhaßt waren alle Fremden, obwohl König Ali unendlich viel getan hatte, um den von seinem Vater genährten Fremdenhaß zu tilgen. Besonders besorgt war er für die handeltreibenden Araber, die Dschellaba, die früher häufig ermordert worden waren, so daß die Karawanenwege von Norden her verödeten. Jetzt kamen sie in großer Zahl in? Land, und es ereignete sich nicht mehr, daß einer ohne Zahlung für seine Waren blieb, wie es nur allzuoft in Bornu der Fall war. Um den wilden Sinn der Eingeborenen zu bändigen, schreckte Ali auch vor äußerster Strenge nicht zurück. Im Innern des Landes waren die Zustände noch nicht so gesichert wie in der Hauptstadt; um sie auf die gleiche Stufe zu bringen, schonte er auch die nächsten Verwandten nicht, die in jenen Ländern gewöhnlich die Hauptübeltäter sind. Es war wohl diesem Umstand zuzuschreiben, daß er beim Regierungsantritt nach alter Wadaisitte diejenigen, die möglicherweise nach der Herrschaft strebten, blenden ließ. Er beschränkte sich aber auf
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