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1907 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Wartburg-Sonntag. od
und mit behaglicher Pfeife in seiner Sofaecke lehnen.
Wir haben uns im geräumigsten Wohnzimmer versam-
melt. Unsere offenen Fenster schauen in den beginnenden
Lichterschein von Eisenach.
O Sonntags-Sommernacht aus hoher Wartburg!
Tie Luft ist noch immer voll Lieder; Zuruf und Lachen
der Heimkehrenden hallt am Berg herauf; unsere Gläser
klingen darein. Wir werden im Gasthos zu Nacht bleiben;
wir haben also recht innig das Gefühl, daß wir keine
Eile haben; daß die Abziehenden uns das Feld räumen
und uns die nächtliche Burg überlassen. Die Züge
sahren da unten — aber nicht für uns. Wir sind Herren
unserer Zeit.
Der greise Elsässer erzählt vom Kriegsjahr 1870.
Er gesteht, wie er sich damals entschieden als „Franzose"
gefühlt, obwohl unser Unter-Elsaß niemals seine deutsche
Mundart verleugnet hat. Aber er bekennt zugleich, wie
er sich nun wohl fühle in den Anregungen deutscher
Kultur. Daß ihn jemals sein Weg ans kümmerlicher
Enge eines Walddorfes auf die Wartburg führen würde
- nie hätte er sich das träumen lassen.
Das gibt Anlaß zu lebhafter Unterhaltung. Wir
sprechen von der Geschichte der Wartburg; ich suche alte
Zeiten lebendig und jene Menschen verständlich zu
machen. Unsere Freunde kommen dann auf ihre thürin-
gischen und ostpreußischen Vorfahren. Besonders unsere
Herrin, unsere Frau Hulda, die Enkelin eines tapferen
Offiziers, gerät in ihr innigstes Feuer.
Sie erzählt mit ihrem eindringlichen Gebärdenspiel,
daß ihr eben in diesen Tagen köstliche Erbstücke zuge-
gangen: alte Orden, Patente, Briefe, Tagebuchblätter
aus dem Feldzug 1813.
Unter solchen ganz persönlichen und doch allgemein-
deutschen Gesprächen verslog uns der Abend. Von Zeit
zu Zeit traten wir an die breiten Fenster und bewuu-
derten die immer stillere, aber immer mächtigere und
hoheitsvollere Sommernacht. Der Berg lag in strengen