1907 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Der Harz.
rtießert würde, ober wenn sich, wie dies sonst bei Gebirgen
der Fall ist, ein Rahmen sich allmählich verflachender
Vorberge um ihn legte.
Einen eigentlichen Gebirgszug mit Hauptkamm und
Seitenrippen stellt der Harz nicht dar. Von weitem ge-
sehen, erscheint er deshalb als eine dunkle, mächtige
Hochfläche, welche nach Westen, wo sich das Brockenmassiv
mit dem anschließenden Oberharz erhebt, steil abstürzt,
nach Osten hingegen sich zumeist sanft verflacht. In der
Tat ist der Harz anch nur eiu ziemlich ödes und ein-
töniges Hochland, doppelt rauh, weil es durch seine
völlig unvermittelte Einzellage allen Stürmen und Wit-
ternngseinflüssen mehr wie ein anderes deutsches Ge-
birge — die Eifel und Hohe Rhön ausgenommen — fort-
während ausgesetzt ist. Auf dieser Hochebene entspringen
in zumeist wenig reizvollen, breiten Mulden die Bäche,
deren Täler erst nach stundenlangem Laufe tiefer eiuge-
schnitten erscheinen, um dann, je mehr sie sich dem Flach-
lande nähern, sich steigernde malerische Reize zu eutfalteu,
an Wildheit und erhabener Großartigkeit ihrer Fels-
wände zuzunehmen. Hier, in diesen von prächtigsten
Laubwaldungen geschmückten Talausgängen offenbart
der Harz seine größte Schönheit und Anziehungskrast.
Das ist der Hauptsitz der Romantik und Sagen, welche
Ruinen und Felsen umschweben, geweihter Boden dem
Poeten, Maler und Wanderer.
Das Quellgebiet des Brockens zeigt hingegen ein
düsteres Gepräge. Hier in den? Gebiet von Sumpf und
Dickicht, Klippen und wild zerrissenem Hochwald zeigt sich
der ganze Ernst und die Erhabenheit einer nur wider-
spenstig sich mehr und mehr dem Verkehr erschließenden
Bergnatnr. Hier droben sind es die tückisch blickeudeu
Moore und weiten, verwachsenen Sumpfgebiete, welche
die zahllosen, vom Brocken niederrieselnden Quellen und
Bäche speisen. Durch eine voreilige teilweise Trocken-
legung dieser Moore, welche man in schlechten Wald-
boden waudelte, hat man leider die einst unerschöpflich