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1907 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Die Sudeten und ihre Bewohner.
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Nomadismus. Leichter gebaute Sommerbauden auf den
obersten Höhen werden freilich nur für die kurz bemessene
Weidefrist des Sommers bewohnt, bei weitem die meisten
dagegen zeigen durch ihren großen Kachelofen, der neben
ein paar Tischen und Bänken das Wohnzimmer zum
guteu Teile füllt, daß man sich in diesen Bauden auch für
den langen, harten Winter einrichtet: die meisten der
20 000 Rinder und 12 000 Ziegen erhalten folglich in
den Stallungen der Winterbauden, nachdem die schöne
Zeit der sommerlichen Freiweide vorüber ist, ihre Stall-
fütternng. Naturgemäß herbergt auch der Wanderer
innerhalb der grünen Mattenregion des Riesengebirges
in den Banden, ja einzelne auf dem Kamm selbst stehende
Bauden sind als Berghotels allbekannt geworden. Ganze
Baudendörfer gibt es, z. B. das 1064 von flüchtigen
evangelischen Böhmen gegründete Baberhäuser mit seinen
42 regellos über die Bergwiesen verstreuten Bauden.
Im Sommer beobachtet man auch bei den Hirten des
Riesengebirges eine Art von Halbnomadismus: die
Baudenbewohner wandern dann wohl mit ihrem Vieh
hinab aus die Weideplätze im Walde, und umgekehrt
brechen, sobald unter der Lenzsonne die Hochmatten, wie
man hier ostfränkisch sagt, „aber", d. h. schneefrei, ge
worden sind, die Hirten der Walddörfer mit den glocken-
behangenen Rindern unter Schalmeienklang auf, um über
den Tannen- und Fichtenwäldern die Tiere auf der Ge-
birgsmatte milchreicher werden zu lassen und selbst zeit-
weise ein Sennenleben in der Sommerbande zu sichren,
Butter und Käse zu bereiten, fiir weitere Ausfuhr na-
mentlich die berühmten Koppenkäse.
Doch frühzeitig schon reichte Landbau samt Vieh-
Zucht auch auf den sndetischen Höhen nicht mehr aus, die
anwachsende Bevölkerung zu ernähren. Da nun ergiebige
Erzschätze sich nur an wenigen Stellen entdecken ließen
- der gegenwärtig nicht unbedeutende Eisenbergbau von
Schmiedeberg in der Südostnische des Hirschberger Kessels
erlebte allerdings bereits eine Frühblüte im 14. Jahr-
Lennarz. Erdkundliche Charakterbilder. fi