1907 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Bilder aus dem Spreelande.
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reicht, dies eine Kolonie ans der Zeit des großen Königs,
der es sich zur Aufgahe stellte, die bis dahin unbewohnten
Müggelforsteu, die große Waldinsel zwischen der dent-
scheu und wendischen Spree, zu kolonisieren.
Rahnsdorf und Friedrichshagen blicken mit ihren
schmucken roten Dächern auf den See hinaus, aber es
sind nicht eigentliche Seedörfer; sie liegen am Ufer der
Spree, nicht am Ufer der Müggel. Am Müggelsee selber,
den nichts wie Sandstreifen und ansteigende Fichten-
Waldungen einfassen, erhebt sich nur eiu einziges Haus:
die Müggelbude. Diese Müggelbude, auf einer vor-
springenden Sanddüne gelegen, die sich vom- Westufer
aus wie eine kurze Landzunge in die Müggel hinein
erstreckt, ist der geeignetste Punkt, um den See und seine
Ufer zu überblicken. Den See in Front, den Wald im
Rücken, so liegt die Müggelbude da, Fährhaus und
Gasthans zugleich, und in dunklen Sturmnächten ein
Leuchtturm für die geängstigten Schiffer. Denn die
Müggel ist ein gefürchtetes Wasser und im November,
wenn die Sturmzeit kommt, oder im Frühjahr, wenn das
Eis ausgeht, werden hier Abenteuer bestauden, die wohl
Anspruch hätten, ihren Erzähler zu fiuden. Ein See-
roman in der Mark!
Die Müggelbude steht hoch; unmittelbar daneben
flachen sich die Ufer ab und bilden einen kaum zehn Fuß
hohen Saudgürtel, der nach vorn hin wie eine Mauer
steil abfallend, den See in seiner Ausdehnung umzirkt.
Auf diesem Sandhügel nehmen wir Platz, und eine
knorrige Fichte im Rücken, deren vorgebeugter Schirm
schon halb über dem Wasser schwebt, sitzen wir jetzt auf
einer Art Moos- oder Erdbank und blicken auf die weite
Wasserfläche hinaus, die wie in leiser Brandung ihre
Wellchen bis unter unsere Füße schickt. Der See ist wie
ein Haff, und so oft die Wellen zurückrinnen, bliuken die
weißen Muscheln, die der See ans Ufer geworfen.
Es ist wie Märchenklang, so an der Müggel zu sitzen
und, die leise Musik von Wald und Wasser um sich her,