1907 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Marschlandschaften an der Weser.
steht eine Schar Ochsen, bestimmt, mit dem nächsten
Dampfboot Altengland zu besuchen; es sind mächtige,
fabelhafte Tiere, und mit einer stoischen Ruhe und Würde
schauen sie den Wanderer an; dort wieder weiden sanfte,
breitstirnige, bunte Kühe, voll Sehnsucht schon der Magd
entgegensehend, die von ferne mit messingbeschlagenem
Eimer kommt, die strotzenden Euter zu leereu; dort end-
lich jagen sich mit fliegender Mähne ein paar braune
Rosse, bäumen sich und schlagen, wiehern vor Überkraft
und Jugendlust, und dann wieder wird die grüne Weide-
fläche angenehm unterbrochen bald durch ein hell lench-
teudes Rapsfeld, bald von prächtigen Weizenäckern oder
üppiger Wintergerste oder einer dnnklen, ja fast blau-
grünen Haferflur. Nun kommen wir zu einem freund-
liehen Dorfe, alle Häuser so reinlich, so wohlgehalten,
auch das kleinste mit einem Kraut- und Blumengärtchen,
und in der Mitte des Dorfes ragt auf hoher Wurt das
alte, kleine Kirchengebäude, sei's vou Ziegel, Sandstein
oder Tuff, moosig und wettergrau, eiu ehrwürdig Deuk-
mal alter Friesenzeit. Dann passieren wir vielleicht die
Brücke eines ansehnlichen Entwässerungsflethes, welches
seine Flut durch deu mächtigen, steinernen Siel in die
Weser ergießt; dort wieder dreht eine stolze, holländische
Windmühle ihr gewaltiges Flügelkreuz; weiterhin zeigen
sich ein paar alte, eingesunkene Wurten, und den Wegen
des ganzen Landes entlang liegen die reichen, stattlichen
Marschhöfe mit den breiten Gräften ihrer Gärten, ihren
„Bergen" und Scheune», und alles so wohl gepflegt, so
gediegen, so musterhaft geordnet, so in einer echt hollän-
dischen Reinlichkeit gehalten, daß es den allerwohltuend-
sten Eindruck machen muß. Solche Bilder gewährt eine
solche Fahrt.
In Betreff der Zivilisation stehen die Stadlänber
den Hadlern nicht viel nach. An Sinnesart ihnen zwar
gleich, aber schon derber und naturwüchsiger sind die
Butjadinger, auch wohl einfacher in Sitten und Genuß.
In der Nähe des Flusses stehen Lnrus und Kultur