1907 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Der Hardangerfjord. 147
tönig. Ich habe diesen Eindruck nicht empfangen- gerade
die Rückfahrt über den ganzen Fjord setzte meinem
Staunen und meiner Freude die Krone auf. Da erst
richten sich alle die Einzelbilder zum lebendigen Kranze,
da erst tritt das Meer in seine vollen Rechte ein und
zaubert eine Abwechslung hervor, welche die schönsten
Partien des Mälarsees und des gefeiertsten schottischen
Lochs weit übertrifft.
Den innersten Teil des Fjordes, Eidfjord genannt,
mag man mit einem größern Bergsee vergleichen. Wal-
dige Felsrücken schließen ihn von drei Seiten ein und
lassen ihn auch an der vierten begrenzt erscheinen. Im
Osten zeigt sich gelegentlich ein Stück Firn des Hardanger
Jökull über dem Walde. Die Fläche ist grünlich, das
Wasser kalt von den Gletscherbächen, die ihm zuströmen.
Kaum eine Stunde sährt man westlich, und gegen Norden
zweigt sich der Osefjord ab, eng und wild, und von diesem
wieder der uoch schmälere Ulvikfjord, ein reizendes Gar-
tengesilde rechts und links, einer der lieblichsten Plätze
im ganzen südlichen Norwegen. Auch hier blinkt von
ferne Schnee und Eis in die Szenerie hinein, doch nur
wie etwa am Züricher See, um das Bild des anmutigsten
Lebens durch den Kontrast noch mehr zu heben. Ein-
förmiger wäre die nun folgende Strecke 'des Eidfjordes,
der sich in einem Bogen südwärts wendet. Aber durch
diese Wenduug erhält die bisherige Szenerie einen
raschen Schluß. Man glaubt auf einen neuen, größern
See zu kommeu, der nach Süden, Südosten und Nord-
westen Arme ausstreckt. Ferne bläuliche Berge deuten
noch eine weitere Entwicklung an. Gen Süden zeigt sich
der Folgefond. Zu ihm hin steuert immer mehr das
Schiff, und vor uns öffnet sich nun der schönste Teil des
ganzen Meerlabyrinths — der Sörfjord, so lang wie
etwa der Züricher See, doch viel romantischer, an seinem
Eingang noch eine Stunde breit, dann aber sich ver-
engend, wieder erweiternd und abermals verengend und
so noch wiederholt, bis endlich die Felsmauern von beiden
10*