1907 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Vom Kassai bis Mukenge. 1""
N'gansa, die Residenz des Häuptlings Kambulu, der ein
getreuer Vasall des mächtigen Kalamba-Mukenge ist und
als solcher auf Zucht und Ordnung unter seinen Leuten
hält.
Bena-N'gansa zählt über 300 Hütten, und man
sieht an vielen Stellen Neubauten, so in der Mitte ein bald
fertiges großes Haus, das für deu Häuptling bestimmt ist
und fünf getrennte Räume erhalten soll. Vor diesem
„Palast" befindet sich ein großer freier Platz, die Kiota,
wo sich die Männer zu den Beratungen und dem gemein-
schaftlichen Hanfrauchen einfinden. Hier find bereits
alle eifrige Söhne des Hanf- (Riamba in der Baluba-
fprache) Kultus. Fast in der Nähe einer jeden Hütte
finden wir Hanfkulturen. Der Häuptling Kambulu
selbst machte einen angenehmen, ruhigen Eindruck und
zeigte sich besonders für die Segnungen der Zivilisation
empfänglich. Er bat uns. unfern Einfluß doch bei
Kalamba-Mukenge dahin zu verwenden, daß in Zukunft
keine Frauen und Mädchen mehr außer Landes verkauft
werden dürften. Eine derartige Bitte mußte um fo
angenehmer auffallen, da sie von einem Häuptling gestellt
wurde, der nur durch den Sklavenhandel verdienen kann
und von Jugend auf an denselben als ein zu Recht be-
stehendes Geschäft gewöhnt ist.
Am nächsten Tage ging unser Marsch nur langsam
vorwärts, da mehrere Urwaldpartien zu passieren waren,
in denen häufig Messer und Axt Bahn brechen mußten.
Unter den zahlreichen Wasserläufen, die noch zwischen
uns und Mukenge das Terrain durchschnitten, befand sich
auch der 50 m breite Mujau, der in einer sumpfigen
Niederung mit trägem Lauf dem Lulua zufließt. Das
Übersetzen erforderte viel Zeit, weil nur ein kleines Kanu
zur Verfügung stand. Nur immer zwei Lasten und drei
Mann konnten gleichzeitig in diesem Fahrzeug befördert
werden, und dennoch war es dadurch schon dermaßen be-
lastet, daß es oft bedenklich schwankte. Zwei Tage waren
erforderlich, um die Expedition über den Mujau zu brin-