1907 -
Münster i.W.
: Aschendorff
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Die Fjordbildungen.
gürte! gebunden seien und sie außerdem eine westliche
Lage oder wenigstens eine Lage erforderten, die reichliche
Niederschläge begünstige, Fjordbildungen aus der Süd-
insel Neuseelands nicht fehlen dürften, da an ihrer
Westküste genau dieselben klimatischen Verhältnisse
wiederkehren wie unter gleichen Breiten in Patagonien.
Tie Karten, die uns damals zur Verfügung standen, be-
srätigten diese Forderung nicht, bis endlich nach Ferd.
v. Hochstetters Rückkehr genauere Bilder jener Insel-
gruppe in unsere Hände gelangten. Da ergab^sich so-
gleich auf den ersten Blick, daß die Westküste der Südinsel
in ihren Umrissen ein grönländisches Gepräge trägt, daß
die bisher vermißten senkrechten, schmalen Einschnitte in
befriedigender Gestalt dort vorhanden sind, und daß sie
schars an einer Küstenstelle endigen, jenseits welcher gegen
Norden keine ähnliche Gliederung mehr auftritt. Auch
in Neuseeland gewahren wir deutlich eine Äquatorial-
grenze der Fjorde, die den 45. Breitengrad noch ein
wenig überschreitet; auch dort ziehen unsere Isothermen-
karten die Linie von 10 0 C (8 0 R) Jahresmittelwärme,
und auch dort vermutet Mühry die Äquatorialgrenze der
Regen zu allen Jahreszeiten.
Wir glauben also ein begründetes Naturgesetz aus-
zusprechen, wenn wir die fjordartigen Zerklüftungen der
Küsten für klimatische Erscheinungen ansehen, wenn wir
die Bedingungen zu ihrer Bildung in niedrigen Tem-
peratnren suchen und das Vorkommen reichlicher Nieder-
schlüge, also eine westliche Lage, als eine örtliche Be-
günstigung ihrer raschen Entwicklung betrachten , . .
Sind die Fjorde nur auf strengere Klimate be-
schränkt, so rechtfertigt sich ihre Abwesenheit in Anstra-
lien, in Afrika und in Südasien; desto mehr muß uns
aber aufhalten, daß wir sie an der Nordküste Asiens, an
beiden Gestaden Kamschatkas und im Tschuktschenlande
vermissen. Mau könnte anch hier wieder die Armut an
Niederschlägen vorschützen, denn jene Gebiete gehören in
Mührys „Circumpolargürtel mit regenarmen Wintern";
Lennar;, Erdkundliche Charakterbilder. 15